Die Koalition will Krisenpflegeeltern gleich wie alle anderen behandeln - und behandelt sie damit ungleich. Nämlich viel schlechter.
Die Familiensprecher von ÖVP und FPÖ sind stolz: Fairness und Gleichbehandlung sind wieder hergestellt, teilten sie eigens in einer Aussendung mit. Es geht um das Kinderbetreuungsgeld, das laut einem Beschluss im Familienausschuss künftig Krisenpflegeeltern zu den gleichen Bedingungen zusteht wie allen anderen Eltern. Eine der Bedingungen lautet: Die Betreuung muss mindestens 91 Tage lang dauern.
Genau da liegt der Hund begraben: Die Bedingungen sind nicht gleich. Das Konzept der Krisenpflegeeltern beruht darauf, dass sie Kinder in einer akuten Notsituation für kurze Zeit übernehmen - etwa bei Gewalt in der Familie, oder wenn Verwahrlosung festgestellt wird. Ihre Rolle ist nicht auf Dauer angelegt. Relativ rasch soll entschieden werden, ob die Kinder zurück zu ihrer Familie kommen, zu dauerhaften Pflegeeltern oder - bei älteren Kindern - in eine Kinderbetreuungseinrichtung.
Der Aufenthalt bei Krisenpflegeeltern kann einige Monate dauern - der Normalfall ist das aber nicht. Rund acht Wochen beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, berichten Pflegeeltern, die für diese Arbeit von den Ländern nicht sonderlich üppig honoriert werden. Acht Wochen, die aber angesichts dessen, was die Kinder vorher erlebt haben, erstens enorm herausfordernd sind und zweitens einen großen Einfluss darauf haben, wie sich die Kinder weiter entwickeln.
Kurz gesagt: Es geht um engagierte Menschen, die für wenig Geld viel Gutes tun. Denen unter dem fadenscheinigen Vorwand der "Gleichbehandlung" ein halbwegs anständiges Einkommen zu verweigern, ist skandalös. Familienministerin Juliane Bogner-Strauß hat immerhin eine "Evaluierung" angekündigt, die klären soll, ob das Kinderbetreuungsgeld schon bei kürzerer Betreuungszeit zustehen soll. Besser, als evaluieren wäre, den Standpunkt nochmals zu überdenken. Das ginge sich nämlich schon bis zur Beschlussfassung im Nationalrat aus.