Erste Gespräche für einen Kollektivvertrag sind geplant. Der Nachfrage nach Lieferdiensten ist ungebrochen. Foodora sucht derzeit über 300 Fahrer.
Für Fahrradzusteller von Firmen wie Foodora, Lieferservice, UberEats, Veloce, Rita bringt's oder Pink Pedals rückt nach jahrelanger prekärer Situation für die Beschäftigen ein eigener Kollektivvertrag (KV) in Reichweite. Ende Februar oder Anfang März soll das erste KV-Gespräch zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer stattfinden.
Einer der größten Player am Markt sind die Essensbestellplattformen Mjam und Foodora, beide aus dem Hause Delivery Hero. Für das Unternehmen fahren in Österreich rund 800 Kuriere. Nur etwa 80 davon sind angestellt, der Rest hat ein freies Dienstverhältnis. Häufig handle es sich um Studenten oder Asylberechtigte, die die Flexibilität bei der Einteilung ihrer Schichten schätzten, hieß es seitens Foodora.
"Ich spüre da eine gewisse Sehnsucht der Unternehmen nach einem Ordnungsrahmen. Es kommt immer einer, der es billiger macht", sagte Karl Delfs, Bundessekretär für den Bereich Straße in der Gewerkschaft vida. Ziel des Kollektivvertrages sei es, die Beschäftigen "aus dem Prekariat in die soziale Absicherung zu bekommen".
Geahltserhöhung bei Foodora
Derzeit sind die Arbeitsverhältnisse der Radzusteller ungeordnet. Selbst jene Boten, die fix angestellt sind, seien als Arbeiter dem freien Gewerbe zugeordnet. Der Großteil der Zusteller sei jedoch in einem freien Dienstverhältnis. "Wir wollen möglichst viele in den Kollektivvertrag bekommen. Gesicherte Dienstverhältnisse sind uns natürlich lieber als freie Dienstverträge", sagte Karl Delfs, Bundessekretär für den Bereich Straße in der Gewerkschaft vida. Er spüre da eine gewisse Sehnsucht der Unternehmen nach einem Ordnungsrahmen, sagte Delfs. Es komme immer einer, der es billiger macht.
In welchen KV die Zusteller künftig kommen, ist noch unklar. Ebenso, um wie viele Firmen und Beschäftigte es sich handelt. Das erste Treffen zwischen Gewerkschaft vida und dem Fachverband der Kleintransporteure soll daher auch einer Bestandsaufnahme der Branche dienen.
In der Vergangenheit haben schlechte Bezahlung und fehlende Ausrüstungen bei Foodora für negative Schlagzeilen gesorgt. Seit 2017 hat Foodora als eine der ersten Firmen in der Gig Economy einen Betriebsrat in Österreich. "Was das bewirken kann, zeigt sich nun", sagte Gewerkschafter Delfs. Seit Jänner 2019 zahlen Foodora und Mjam ihren 710 freien Radkurieren ein höheres Gehalt und statten sie mit kostenlosem Winterequipment wie Handschuhen, Schals oder Jacken aus - Fahrrad und Smartphone müssen sie weiterhin selbst stellen.
Nachfrage steigt weiter
Statt einem stündlichen Fixum plus Bezahlung per Bestellung bekommen die Boten jetzt nur noch eine Bezahlung pro Bestellung. Diese Bezahlung pro Order beläuft sich auf 4 Euro. Damit die Fahrer und Fahrerinnen es nicht ausbaden müssen, falls Bestellungen ausbleiben, wurde eine Untergrenze von 8 Euro pro Stunde eingeführt. Nach Firmenangaben kommen die meisten Fahrer so auf 9 bis 12 Euro pro Stunde - ohne Trinkgeld.
Mjam, davor als reine Online-Bestellplattform bekannt, hat im vergangenen Jahr in Graz den ersten Radkurier-Service eingeführt. Inzwischen wird auch in Salzburg und Innsbruck zugestellt, ab Mitte Februar folgt Klagenfurt. In Wien stellt Mjam nicht zu, sondern die Schwester Foodora.
"Die starke Nachfrage nach Lieferdiensten ist ungebrochen und wird durch viele große Systemgastronomen noch gestärkt. Auch immer mehr spezielle Lieferküchen, vor allem in der Bundeshauptstadt Wien, setzen auf Essenszustellung", sagte Artur Schreiber, Geschäftsführer von Mjam und Foodora in Österreich. Um das Ordervolumen zu stemmen, würden derzeit über 300 Fahrer gesucht, 152 davon in Wien, 128 in Graz, 15 in Salzburg und 20 in Innsbruck, so Schreiber.
(APA)