Deutscher Jihadist Martin Lemke offenbar in Syrien festgenommen

Die beiden Frauen von Martin Lemke: Sabina (34, links) und Leonora (19) - beide deutsche Staatsbürgerinnen.
Die beiden Frauen von Martin Lemke: Sabina (34, links) und Leonora (19) - beide deutsche Staatsbürgerinnen.APA/AFP/DELIL SOULEIMAN
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Der 28-Jährige soll eine führende Rolle in IS-Miliz gespielt haben. Seine beiden Frauen berichteten, sie hätten sich gemeinsam den syrischen Rebellen ergeben.

Im Osten Syriens ist am Donnerstag offenbar der deutsche Dschihadist Martin Lemke festgenommen worden. Seine beiden deutschen Frauen sagten, der 28-Jährige sei von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) gefangen genommen worden, als sie aus der letzten Bastion der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) geflohen seien. Lemke soll eine führende Position in der IS-Miliz innegehabt haben.

Reporter der der Nachrichtenagentur AFP sprachen mit Lemkes beiden Frauen Leonora und Sabina in einem Gebiet unter Kontrolle von SDF-Einheiten nahe dem Dorf Baghus, das noch in Teilen von den Jihadisten gehalten wird. Die 34-jährige Sabina sagte, sie sei zusammen mit ihrem Mann geflohen. Sie hätten sich gemeinsam den SDF-Kämpfern ergeben, sagte die 19-jährige Leonora, die ihren zwei Wochen alten Säugling in den Armen hielt.

"Mein Mann ist hier, er ist mit mir herausgekommen", sagte Sabina, die wie alle ausländischen IS-Frauen von den SDF-Kämpfern zur Überprüfung in ein Lager gebracht worden war. Er sei krank und wolle nicht kämpfen, sagte sie. Beide Frauen versicherten, Lemke habe hauptsächlich als Techniker für die IS-Miliz gearbeitet und nicht gekämpft. Laut deutschen Medienberichten war der 28-Jährige hingegen an Verbrechen der Gruppe beteiligt.

Seit 2014 in Syrien

Die "Zeit" hatte im Dezember 2017 berichtet, Lemke habe sich nach der Konversion zum Islam 2012 rasch radikalisiert. Im November 2014 sei er dann über Istanbul nach Syrien gereist, wo er sich der IS-Miliz angeschlossen und eine weitere deutsche Frau geheiratet habe. Der aus Sachsen stammende gelernte Schweißer gehörte demnach in der syrischen IS-Hochburg Raqqa (Raka) zur Religionspolizei Hisbah, welche die strengen Regeln der Jihadisten durchsetzte.

Wie die "Zeit" unter Berufung auf frühere IS-Mitglieder und Sicherheitsbehörden weiter berichtete, wird Lemke zudem verdächtigt, für den IS-Geheimdienst Amnijat tätig gewesen zu sein. Demnach soll Lemke regelmäßig Kontakt zum ehemaligen IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani gehabt haben. In Raqqa soll er zudem in einem Stadion an Hinrichtungen beteiligt gewesen sein und sogar selbst Gefangene enthauptet haben.

Seine Frau Leonora sagte AFP, sie sei 15 Jahre alt gewesen, als sie im März 2015 mit einer Freundin in dem IS-Gebiet eintraf. Dort habe sie Lemke geheiratet und die meiste Zeit über in Raqqa gelebt, der Hauptstadt des "Kalifats", das die IS-Miliz 2014 in Teilen des Iraks und Syriens ausgerufen hatte. Heute kontrolliert die sunnitische Extremistengruppe nur noch wenige Quadratkilometer im Euphrattal direkt an der irakischen Grenze.

Hunderte ausländische Jihadisten wurden in den vergangenen Jahren von den SDF-Einheiten gefangen genommen worden. Die kurdisch-arabischen Kämpfer wollen ihnen nicht selbst den Prozess machen, sondern möchten sie an ihre Herkunftsländer übergeben.

Die meisten Länder, darunter auch Deutschland, haben bisher aber keine Anstalten gemacht, die Jihadisten zu holen. Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht über Lemkes Festnahme.

(APA/AFP)

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