Häupl hält türkische Schulen in Wien für "möglich"

Haeupl haelt tuerkische Schulen
Haeupl haelt tuerkische Schulen(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Der Wiener Bürgermeister kann sich türkische Schulen in Wien vorstellen, wichtiger ist ihm aber muttersprachlicher Unterricht. Rund 6000 Schüler werden derzeit neben dem "normalen" Schulalltag in Türkisch unterrichtet.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hält türkische Schulen und Gymnasien in Wien für „möglich“. Solchen Einrichtungen sei er nicht abgeneigt, erklärte Häupl am Freitag bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Botschafter Kadri Ecvet Tezcan. Als Beispiele könnten etwa das Lycée Français oder die Vienna International School dienen – Privatschulen, in denen fremdsprachiger Unterricht (im Lycée auf französisch, in der VIC auf englisch) gegeben wird. Eine derartige türkische Schule gibt es in Wien bisher nicht.

Drittel nimmt Türkisch-Unterricht

Wichtiger als solche Schulen sei aber der muttersprachliche Unterricht für türkischstämmige Schüler im Regelschulwesen: Rund 6000 Schüler bekommen derzeit zusätzlich zum normalen Unterrichtsstoff Türkischstunden, ein Drittel der insgesamt 15.900 türkischstämmige Schüler, die Wiener Pflichtschulen besuchen. Sie stellen damit rund 13,7 Prozent der Volksschüler und mehr als siebzehn Prozent aller Haupt- und Polytechnikum-Schüler.

Die FPÖ verurteilt Häupls Aussagen als „Kniefall“ vor dem türkischen Botschafter. Anstatt zu verlangen, dass Türken „gefälligst Deutsch zu lernen und sich zu integrieren haben“, weiche Häupl dem Druck einer Minderheit, die „in weiten Teilen nicht bereit“ sei, sich anzupassen, kritisiert FP-Bildungssprecher Johann Gudenus. Häupl mache sich so „zum Wegbereiter der türkischen Unterwanderung in Wien“.  Es könne nicht sein sein, dass „mit unseren Steuergeldern eine Parallel- und Gegengesellschaft gefördert wird, von der anzunehmen ist, dass je stärker diese wird“.

Debatte aus Deutschland

Die Wiener ÖVP begrüßt Häupls Vorschlag zwar, kritisiert aber, dass dieser fünfzehn Jahre zu spät komme. Derzeit sei die Realität türkischer Migranten „nicht rosig“, urteilt VP-Integrationssprecherin Sirvan Ekici: „Tatsache ist, dass türkische Jugendliche in Sonderschulen abgeschoben werden und nur selten einen erfolgreichen Bildungsweg bestreiten“. Häupls SPÖ erinnere sich nur dann an Integrationsprojekte, wenn gerade Wahlen vor der Tür stünden, so Ekici.

Die Debatte um türkische Schulen war zuletzt in Deutschland aufgeflammt, als der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan vorgeschlagen hatte, türkische Gymnasien in Deutschland zu gründen. Dieser Vorstoß war auf heftigen Widerstand gestoßen. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte gegenüber diesem Vorschlag Ablehnung signalisiert – sie tue sich schwer mit der Entsendung türkischer Lehrer nach Deutschland. Allerdings befürwortete die CDU-Politikerin den verstärkten Einsatz von Lehrern mit türkischem Migrationshintergrund an deutschen Schulen.

(APA/Red.)

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