Der aktuelle Bundespräsident ist so reisefreudig wie der vorherige. Alexander Van der Bellen wird in Israel in den kommenden Tagen ein rundes Programm absolvieren.
In Sachen Reisefreudigkeit steht Alexander Van der Bellen seinem Vorgänger Heinz Fischer um nicht viel nach. Drei Dutzend Staats- und Arbeitsbesuche hat der Bundespräsident in den ersten beiden Amtsjahren absolviert – zuletzt in der Vorwoche zum 300-Jahr-Jubiläum des Fürstentums Liechtenstein. Zuletzt gab sich der 75-Jährige volkstümlich und zeigte sich mit Nationalhelden, die die Republik für sich reklamiert: Marcel Hirscher und Austroamerikaner Arnold Schwarzenegger.
Kommende Woche steht indes eine der wichtigsten Reisen an, ein heikler diplomatischer Termin angesichts des politischen Minenfelds in Nahost und der belasteten Vergangenheit der Nazi-Ära. Am heutigen Sonntag bricht Van der Bellen an der Spitze einer Delegation von Unternehmern, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden, zusammen mit den Ministern Heinz Faßmann und Margarete Schramböck, zu einer Visite in Israel auf. Er folgt einer Einladung des israelischen Präsidenten Reuven Rivlin, den er im November bereits bei dessen Zwischenstopp am Flughafen Schwechat traf.
FPÖ-Boykott. Ein Israel-Besuch ist für einen Repräsentanten Österreichs nie eine Routineangelegenheit, zumal für ein Staatsoberhaupt im Jahr 33 nach der Wahl Kurt Waldheims und im Jahr zwei des neuerlichen Banns der FPÖ-Minister durch Israel. An dem Boykott wird sich vorerst nichts ändern, allenfalls für Karin Kneissl, die parteilose Außenministerin auf dem FPÖ-Ticket.
Für Van der Bellen, der schon als Grünen-Chef Israel bereist und damals auch Palästinenser-Führer Jassir Arafat einen Besuch abgestattet hat, kommt mit der Reise ins Heilige Land die Verbundenheit mit Israel zum Ausdruck. Der Kampf gegen den Antisemitismus ist ihm ein Anliegen.
Während seiner fünftägigen Visite wird er Gelegenheit haben, als Mahner aufzutreten und die Mitverantwortung von Österreichern am Holocaust einzugestehen – in Tischreden, in Statements mit Rivlin und Premier Netanjahu, die für den Gast aus Wien ein Staatsbankett ausrichten, und nicht zuletzt durch seine Reverenz vor den Opfern des Holocaust in Yad Vashem. Ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte und des Herzl-Bergs gehört zum Pflichtprogramm von ausländischen Staatsgästen, und erst recht aus Österreich. Ebenso obligatorisch ist indessen ein „Anstandsbesuch“ am Sitz der Palästinenserbehörde in Ramallah und bei Präsident Mahmud Abbas, die derzeit von einer Regierungskrise gebeutelt werden.
Treffen mit Schülern der Peace Library, Mitgliedern der orthodoxen Kommune Kyriat Mattersdorf und Altösterreichern in Tel Aviv runden den Israel-Besuch des Präsidenten ab.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2019)