Nowotny: Eurozone steht nicht vor Rezession

Nowotny, Governor of the Oesterreichische Nationalbank delivers a speech during Lamfalussy Lectures Conference in Budapest
Nowotny, Governor of the Oesterreichische Nationalbank delivers a speech during Lamfalussy Lectures Conference in BudapestREUTERS
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Obwohl sich die Unsicherheit erhöht und das Tempo des Wachstums des ifo zufolge einbremst, werde es zu keiner Rezession kommen. Am schlechtesten beurteilen Wirtschaftsforscher die Lage in Italien.

Die Stimmung der Konjunkturexperten im Euroraum kippt. Das ifo Wirtschaftsklima ist von 6,6 auf -11,1 Punkte gesunken und liegt somit zum ersten Mal seit 2014 wieder unter null, teilte das Institut am Montag in einer Aussendung mit. Die Experten beurteilen die aktuelle Lage und die künftige Entwicklung pessimistischer. Das Tempo des Wirtschaftswachstums im Euroraum dürfte sich verlangsamen.

Aus Sicht von Nationalbank-Chef Ewald Nowotny steuert die Eurozone trotz erhöhter Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung nicht auf eine Rezession zu. "Ich gehe davon aus, dass wir in der Lage sein werden, diese negativen Einflüsse zu überwinden," sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag am Rande einer Veranstaltung in Budapest. Zu einer Rezession werde es nicht kommen, so der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Das Wachstum im Währungsraum lag im vierten Quartal bei 0,2 Prozent und war damit so schwach wie im Sommer.

Frankreich stürzt ab

Die Experten in Frankreich und Belgien haben ihre Einschätzung am stärksten nach unten korrigiert. Die Konjunktur-Erwartungen in Frankreich sind regelrecht abgestürzt. Auch die Lagebewertung ist gesunken, jedoch in geringerem Maße. In Belgien verschlechterten sich Lage und Erwartungen deutlich. In Italien trübte sich die Lagebeurteilung erneut ein und liegt somit am tiefsten von allen Euroländern. Hingegen haben sich die Erwartungen der Experten in Italien nicht mehr verschlechtert, sondern stagnieren auf einem sehr niedrigen Niveau. In Spanien fielen die Indikatoren vergleichsweise wenig. Auch Deutschland kann sich dem Abwärtstrend nicht entziehen.

Die Experten sind zunehmend pessimistisch mit Blick auf die künftigen Exporte, die Investitionen und den privaten Konsum. Sie erwarten eine Inflation von 1,7 Prozent im Jahre 2019. Die kurz- und langfristigen Zinsen dürften in den nächsten sechs Monaten langsamer steigen. Zudem gehen die Experten davon aus, dass die Aktienkurse in der nahen Zukunft sinken werden.

Sentix-Barometer fällt

Auch der Sentix-Konjunkturindikator hat sich erneut verschlechtert. Die Anlegerstimmung in der Eurozone ist im Februar um 2,2 Punkte auf minus 3,7 Zähler gefallen, wie Sentix am Montag in Frankfurt mitteilte. Nach dem sechsten Rückgang in Folge liegt der Indikator auf dem tiefsten Stand seit November 2014. Die Einschätzung der aktuellen Lage trübte sich erneut ein, die Wirtschaftsaussichten stiegen dagegen etwas an.

Sentix sieht den entscheidenden Grund für die erneute Eintrübung des Gesamtindikators in dem nahenden Brexit. Angesichts der ungeklärten politischen Lage müsse sich die Wirtschaft mit Notfallplänen auseinandersetzen. Viele Unternehmen, die im Handel zwischen Großbritannien und der EU tätig seien, schielten derzeit nicht auf Wachstum, sondern wären wohl mit einem stabilen Geschäft in den nächsten Monaten schon zufrieden. Von einer Rezession gehe die Mehrzahl der Befragten aber noch nicht aus.

(red.)

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