Finnische Skisprunglegende Matti Nykänen tot

Matti Nykänen, 1988 bei der Vier-Schanzen-Tournee in Innsbruck
Matti Nykänen, 1988 bei der Vier-Schanzen-Tournee in Innsbruck(c) imago/Sven Simon (SVEN SIMON)
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Matti Nykänen war 55 Jahre alt. Er gewann vier olympische Goldmedaillen, wurde fünf Mal Weltmeister und holte vier Mal den Sieg im Gesamtweltcup. Alkohol, Messerattacken und Haftstrafen prägten sein Leben, erst spät fand er die Liebe seines Lebens.

Der legendäre finnische Skispinger Matti Nykänen ist tot. Er starb in der vergangenen Nacht im Alter von 55 Jahren. Nähere Umstände zum Tod von Nykänen sind derzeit noch nicht bekannt. Der Finne hatte im Lauf und nach seiner Karriere als Skispringer immer wieder mit schweren Alkoholproblemen zu kämpfen.

Wegen diverser Körperverletzungsdelikte unter schwerem Alkoholeinfluss saß er 2004, 2006 und 2010 mehrfach in Haft. Einmal war tatsächlich ein Fingerhakerl-Spiel eskaliert, dann attackierte er wutentbrannt einen Bekannten mit einem Messer. Oder er schlug seine Frau krankenhausreif.

Nykänen gewann vier olympische Goldmedaillen, wurde fünf Mal Weltmeister und holte vier Mal den Sieg im Gesamtweltcup. Er zählte mit 46 Weltcupsiegen zu den erfolgreichsten Skispringern überhaupt.

Alkohol als größtes Problem

Unvergessen bleiben seine Auftritte im Rahmen der Vierschanzentournee, die er 1983 gewinnen konnte. Er zerlegte einst frühmorgens in Bischofshofen eine Bar, sprang aber wenige Stunden später makellos von der Schanze ab. Nykänen hatte immer ein Getränk in der Hand, vor allem auch dann, als er 2003 seine Biographie „Grüße aus der Hölle“ promoten wollte. Bei jedem Interview servierte ihm die Kellnerin im Kurhaus Oberstdorf im Viertelstundentakt ein Glas Orangensaft. Erst später wurde dem Chronisten bewusst, dass der Finne für ein tüchtiges Trinkgeld das mit ihr vereinbart hatte; samt doppelten Wodka pro Glas. Nach dem fünften Gespräch stammelte er nur noch. Es war sinnlos.

Nüchtern war Matti Nykänen aber ein offener, zugänglicher Mensch. Mit Ideen für Sport, Interesse an der Gesellschaft. Dann erzählte er auch die Geschichten, die unter die Haut gingen. Dass er sehr oft traurig war, Depressionen plagten - er seine Kinder und Enkelkinder nie sehen konnte, weil die jeweiligen Familien den Kontakt untersagten. Dass er jedoch auch eine andere Lebensgeschichte hat, Stripper oder Sänger war, weil er mehrfach vor dem Ruin stand, dazu sagte er nichts. Das musste er auch nicht - er hatte ohnehin jeden Exzess immer wieder exklusiv an eine Boulevardzeitung verkauft.

Der ehemalige Sportler sei seit einiger Zeit krank gewesen, sagte der Chef des Finnischen Skisprungverbandes Mika Kulmala der Deutschen Presse-Agentur.

Zuletzt schien Nykänen geläutert, mit seiner dritten Ehefrau Pia endlich glücklich. Man hörte weniger von ihm, es gab keine Negativschlagzeilen mehr, er soll zuletzt auch nicht mehr getrunken haben bzw. es zum x-ten Mal aufgegeben haben.

Wie oft Finnland seinen "Königsadler" auch verflucht hat für seine Fehltritte, jetzt trauert die Nation geschlossen. Matti Nykänen springt nicht mehr.

(FIN)

(Red.)

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