Nach Wiener Mafia-Mord: Tödlicher Bombenanschlag in Montenegro

SCHUeSSE IN WIENER CITY - EIN TOTER, EIN SCHWERVERLETZTER
SCHUeSSE IN WIENER CITY - EIN TOTER, EIN SCHWERVERLETZTERAPA/GEORG HOCHMUTH
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Nach dem Mord vor dem Wiener Innenstadt-Lokal Figlmüller geht die Fehde der montenegrinischen Clans rund um Drogengeschäfte offenbar weiter. Ein Mann wurde am Sonntag durch eine Autobombe in Podgorica getötet.

Nach dem aufsehenerregenden Mafia-Mord in der Wiener Innenstadt im Dezember geht die Fehde der darin verwickelter Mafia-Clans offenbar weiter: Am Sonntag ist eine Autobombe im Zentrum der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica explodiert. Dabei kam ein 35-jähriger Mann, der sich in dem Fahrzeug befand, ums Leben, berichtete das Nachrichtenportal cdm.me. Dieser soll laut Medienberichten vom Montag dem sogenannten Skaljarski-Clan nahegestanden sein. Der Anschlag soll also im Zusammenhang mit der blutigen Fehde zweier montenegrinischer Mafia-Clans stehen, hieß es unter Berufung auf Polizeiquellen, die nicht genannt werden wollten.

Der Bandenkrieg zwischen den Kavacki und den Skaljarski - die Bezeichnungen beziehen sich auf Wohnviertel in der montenegrinischen Hafenstadt Kotor - hatte vor kurzem auch Wien erreicht. Am 21. Dezember vergangenen Jahres wurde in der Wiener Innenstadt der 31-jährige Vladimir R. an der Ecke Lugeck/Wollzeile erschossen. Ein Begleiter wurde schwer verletzt. Die beiden Opfer wurden dem Kavacki-Clan zugerechnet. Von dem Schützen fehlt bisher jede Spur.

Ob die Autobombe in Podgorica ein direkter Racheakt für den Mordangriff in Wien war, wurde von den Behörden zunächst nicht bestätigt. Die Polizei würde intensiv an der Aufklärung der Explosion der Autobombe arbeiten, hieß es.

Bombe war ferngesteuert

Die Explosion in Podgorica soll laut Medienberichten vom Montag ferngesteuert gewesen sein. Die Bombe unter dem Wagen explodierte in dem Augenblick, als Nikola C., das jüngste Opfer der blutigen Abrechnungen, sein Auto ausparken wollte.

Die blutigen Abrechnungen zwischen Mitgliedern der zwei Kotor-Clans - die Bezeichnungen beziehen sich auf die Wohnviertel Skaljarski und Kavacki in der montenegrinischen Hafenstadt Kotor - starteten im Jahre 2014. Damals soll eine Bande der anderen rund 200 Kilo Kokain gestohlen haben, das in einer Wohnung im spanischen Valencia gebunkert war. Blutige Abrechnungen, zuerst in Valencia, danach in Montenegro und in Serbien waren die Folge. Dutzende Personen sind seither eines gewaltsamen Todes gestorben.

Das jüngste Opfer der blutigen Abrechnungen, Nikola C. , stammte allerdings nicht aus Kotor, sondern aus der unweit gelegenen alten Hauptstadt Cetinje, wo er Medienberichten zufolge in den vergangenen Jahren in mehrere Schießereien verwickelt gewesen sein dürfte. Außerdem war er in der Vergangenheit auch wiederholt festgenommen worden.

Bandenkrieg der Drogenkartelle in Montenegro

Obwohl Montenegro schon lange ein Umschlagplatz für Drogen nach Westeuropa ist, war die Sicherheitslage lange Zeit stabil. Das änderte sich im Jahr 2014:

Rund 250 Kilogramm Kokain verschwanden im spanischen Valencia. Zwischen den Großdealern kam es zu Streit, man warf sich gegenseitig Diebstahl und Betrug vor. In Kotor etablierten sich nun zwei Clans, der Kavački-Clan und der Škaljarski-Clan, die sich seither bis aufs Blut bekämpfen.

Die Erfolge der montenegrinischen Behörden beim Kampf gegen die Drogenkriminalität sind spärlich. Viele Bürger in Montenegro gehen davon aus, dass sich auch hohe Stellen und Polizei von der Drogenmafia schmieren lassen.

Die beiden Kokainclans sind nicht die Einzigen in Montenegro, die wegen Schmuggels für Aufmerksamkeit sorgen. Italienische Behörden ermittelten sieben Jahre lang wegen Zigarettenschmuggels gegen den Präsidenten Milo Đukanović, der seit nunmehr knapp dreißig Jahren an der Macht ist und zu den reichsten Männern Montenegros gehört.

In Montenegro sorgen sich aufgrund der Bandenkriege viele um den Tourismus, der rund ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Touristen wurden bislang aber nicht zu Opfern des Bandenkriegs. Montenegro ist Beitrittskandidat für die Europäische Union und könnte, so lautete es aus der EU-Kommision – bereits 2025 Mitglied werden. Die größten Hürden dafür sind Korruption und die organisierte Kriminalität in dem Land

(APA)

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