Angebliche Coop Himmelb(l)au-Entwürfe für Kulturbauten auf der Krim kursieren im Netz

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Russische Behörden bestätigen die Authentizität von Wiener Entwürfen für ein Opernhaus in Sewastopol. Architekt Wolf D. Prix dementiert jegliche Pläne.

Entwürfe für Kulturbauten, für die nach Angaben lokaler Behörden das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au verantwortlich sein soll, sorgen im Sewastopol für Diskussionen. Während vor Ort die Architektur auf Kritik stößt, wäre ein Projekt auf der 2014 von Russland annektierten Krim auch politisch brisant. Architekt Wolf D. Prix dementiert indes gegenüber der APA jegliche Pläne in Sewastopol.

Die Moskauer Stiftung "Nationales Kulturerbe" hatte am 7. Dezember in einer nichtöffentlichen Sitzung vor lokalen Bürokraten erstmals Pläne für ein Opernhaus in Sewastopol präsentiert. Die im Vorjahr gegründete Institution arbeitet derzeit im Auftrag der russischen Regierung an neuen Kulturvierteln in Kaliningrad, Sewastopol und Wladiwostok. Für die Finanzierung der ambitionierten Bauprojekte, die im vergangenen Jahr auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin präsentiert wurden, soll unter anderem die staatliche Gas- und Ölholdinggesellschaft Rosneftegaz aufkommen.

Entwürfe mit "Coop Himmelb(l)au"-Logo

Mitte Jänner tauchten im Online-Medium ForPost zahlreiche mit dem Logo von Coop Himmelb(l)au versehene Architekturvisualisierungen einer für Sewastopol geplanten Oper auf. Die Abteilung für Architektur und Städtebau der russischen Regierung von Sewastopol bestätigte gegenüber der APA die Authentizität der veröffentlichten Entwürfe, zu denen sich vergangenen Mittwoch weitere Visualisierungen von Entwürfen für ein Kunstmuseum, ein Museum zur Belagerung von Sewastopol sowie einer Hotelanlage gesellten, die in einem neuen Kulturviertel gemeinsam mit einer Oper am Meer errichtet werden sollen. Die von Stadtparlamentarier Wjatscheslaw Gorelow ("Vereintes Russland") in einer eigens einberufenen Pressekonferenz kritisierten Entwürfe trugen den Schriftzug "Coop Himmelb(l)au. Wolf D. Prix & Partner ZT GmbH".

Der Sewastopoler Architekt Grigori Grigorjanz nannte den futuristischen Entwurf für das Opernhaus, der aufgrund seiner auffälligen Dachform als "Möwe" bezeichnet wurde, gegenüber dem Online-Medium ForPost einen Fremdkörper, dem zudem die richtigen Proportionen fehlten. Grigorjanz plädierte für einen neoklassizistischen Bau.

Oper in Kaliningrad wäre unproblematisch - in Sewastopol nicht

Während ein von Coop Himmelb(l)au-Chef Wolf D. Prix gegenüber der APA im Gegensatz zu Sewastopol angedeutetes mögliches Vorhaben eines Opernbaus im russischen Kaliningrad - Bauherr wäre auch hier die Stiftung "Nationales Kulturerbe" - unproblematisch wäre, befindet sich Sewastopol auf der von Russland annektierten Krim. Die EU erachtet die Militärhafenstadt weiterhin als Territorium der Ukraine. Im Zusammenhang mit der Annexion der Krim hat die EU auch Sanktionen gegen Personen und Firmen in der Russischen Föderation beschlossen.

Auf der Sanktionsliste befindet sich seit 30. Juli 2018 auch die Gesellschaft Stroygazmontazh, die an der Errichtung der international umstrittenen Krim-Brücke beteiligt war. Stroygazmontazh fungiert als Hauptauftragnehmer der Stiftung "Nationales Kulturerbe" bei der Errichtung des Sewastopoler Kulturviertels, wie eine Sprecherin der Stiftung gegenüber der APA bestätigte. Laut EU-Verordnung Nr. 269/2014 dürfen dieser Baufirma, die im Besitz des Wladimir Putin nahestehenden Oligarchen Arkadi Rotenberg steht, in der EU "weder unmittelbar noch mittelbar Gelder oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden oder zugute kommen". "Wirtschaftliche Ressourcen" werden dabei als "Vermögenswerte jeder Art, unabhängig davon, ob sie materiell oder immateriell, beweglich oder unbeweglich sind", definiert.

(APA)

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