Gefangene Wale verenden in Russland, weil das Meer zufriert

Die Wale werden im außerhalb ihrer Becken zugefrorenen Ochotskischen Meer gehalten.
Die Wale werden im außerhalb ihrer Becken zugefrorenen Ochotskischen Meer gehalten.© Greenpeace / @ccic77 (@ccic77)
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Im Ochotskischen Meer halten Fischer fast 100 Wale gefangen, sie sollen teuer an chinesische Delfinarien verkauft werden. Greenpeace warnt: in den Becken friert das Wasser zu.

Gefangen, eingesperrt und jetzt droht elf Schwertwalen (Orcas) und 87 Weißwalen (Belugas) der Tod durch Kälte und Stress. Die Umwelt- und Tierschutzorganisation Greenpeace macht derzeit auf das Schicksal der  Meeressäuger im Ochotskischen Meer aufmerksam - das ist die große Meeresbucht im Osten Russlands zwischen der Halbinsel Kamtschatka, der Insel Sachalin, den derzeit wieder umstrittenen Kurilen und dem sibirischen Festland. Dort leiden die Wale in zu kleinen Becken. Sie sollen laut Greenpeace an chinesische Delfinarien verkauft werden.

Durch die tiefen Temperaturen (Wassertemperatur -1° Celsius) friert das Meer in der Bucht zu. Auch in den Becken der Wale, wo Mitarbeiter der Walfänger zwar das Eis regelmäßig aufbrechen, was die Tiere wegen dem Lärm aber zusätzlich stresst. Drei Wal-Babys sollen bereits gestorben sein. Vor allem Belugas kämen mit der Kälte zwar im Allgemeinen gut zurecht, so Greenpeace in einer Aussendung, doch für das Atmen müssen die Säugetiere eben an die Oberfläche. Orcas sind weniger kälteresistent. Tierärzte hätten bei den gefangenen Exemplaren bereits kältebedingte Flecken und Hautablösungen beobachtet.

Belugawale kommen mit der Kälte an sich gut zurecht, doch der Stress und das viele Eis bringen sie an ihre Grenzen.
Belugawale kommen mit der Kälte an sich gut zurecht, doch der Stress und das viele Eis bringen sie an ihre Grenzen.© Greenpeace / Russian Whale Li (Vyacheslav Kozlov)

"Die Wale sind in Lebensgefahr", sagt Lukas Meus von Greenpeace. "Die Meeresgiganten schwimmen täglich bis zu 100 Kilometer. Doch in dem Walgefängnis sind die Tiere in winzigen Becken zusammengepfercht - und das bringt auch das komplexe soziale Gefüge durcheinander", beschreibt Meus die Gefahren für die Tiere in Gefangenschaft.

Abgesehen von der akuten Gefahr für die Tiere durch das Eis, prangert Greenpeace die generelle Walfang-Praxis in Russland an, dem einzigen Land der Welt, wo Orcas überhaupt noch gefangen werden dürfen. Zwischen 2012 und 2015 seien 21 der früher auch als "Killerwale" bezeichneten Tiere gefangen worden. 15 davon seien an Freizeitparks in China verkauft worden. Vor allem auf junge Weibchen hätten es die Walfänger abgesehen. Diese hätten weniger Gewicht und seien leichter zu dressieren. Bei der Jagd komme es durch den Einsatz von Harpunen auch immer wieder zu Tötungen.

Der Walfang ist in Russland auch nur für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Ein Verkauf an Delfinarien fällt laut Greenpeace dabei in einen Graubereich.

Eine der Anlagen für die Wale an der Küste des Ochotskischen Meeres.
Eine der Anlagen für die Wale an der Küste des Ochotskischen Meeres.© Greenpeace / Russian Whale Li (Vyacheslav Kozlov)

Mit den Walen machen die russischen Unternehmen jedenfalls ordentlich Geschäft. Orcas, die zwischen 2013 und 2016 nach China verkauft wurden, hätten pro Tier etwa eine Million Dollar eingebracht. Das hätten Informationen vom russischen Zoll ergeben. Doch die Summe dürfte in Wahrheit höher sein. Chinesische Delfinarien geben an, sogar sechs bis sieben Millionen Dollar zu zahlen. Die Differenz dürfte in Korruptionskanälen versickern. Für die kleineren Beluga-Wale zahlt man in China deutlich weniger: laut Greenpeace etwa 13.000 Euro.

In Russland kündigte ein Sprecher des Kreml an, den Gouverneur der Region Primorsky zu einer Entscheidung über die gefangenen Wale aufzufordern. Bei einer Begutachtung der Wale Mitte Dezember der Anti-Korruptionsbehörde habe es laut Greenpeace keine Beanstandungen gegeben. Vom Gouverneur gab es bisher keine Reaktion.

Einer der gefangenen Orcas.
Einer der gefangenen Orcas.© Greenpeace / Russian Whale Li (Vyacheslav Kozlov)

>> Zur Petition von Greenpeace

(klepa)

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