Der größte Gewinner der Trump-Ära ist Erzfeind Jeff Bezos

U.S. President Donald Trump and  Satya Nadella CEO of Microsoft Corporation listen as Jeff Bezos, CEO of Amazon speaks during an American Technology Council roundtable at the White House in Washington, U.S.
U.S. President Donald Trump and Satya Nadella CEO of Microsoft Corporation listen as Jeff Bezos, CEO of Amazon speaks during an American Technology Council roundtable at the White House in Washington, U.S.(c) REUTERS (Carlos Barria)
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Den Amazon-Gründer und den US-Präsidenten verbindet eine tiefe Feindschaft. Dem Börsenkurs des Online-Riesen hat sie nicht geschadet. Der Kurs von Amazon hat sich seit dem Wahltag mehr als verdoppelt.

Ausgerechnet der Mann, der von Präsident Donald Trump zur regelrechten Hassfigur stilisiert wurde, hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als jeder andere wirtschaftlich profitiert: Jeff Bezos, der Gründer von Amazon. Trump hat Bezos wiederholt verteufelt und seinem Unternehmen mit Steuererhöhungen, kartellrechtlichen Untersuchungen und höheren Versandgebühren gedroht. Der Bezos gehörenden Washington Post warf der US-Präsident "Schwindel" vor, und er verspottete den Milliardär sogar wegen dessen bevorstehenden Scheidung, indem er ihn "Jeff Bozo" nannte, was übersetzt soviel wie "Jeff Dummkopf" heißt. Keine andere Persönlichkeit aus Corporate America wurde in Trumps Twitter-Posts öfter angegriffen.

Doch niemand hat seit der Wahl von Trump mehr Geld gemacht als Bezos. All das präsidentielle Murren und Klagen in den sozialen Medien konnte seinem solide aufgebauten Unternehmen nichts anhaben, das von dem Aufstieg von E-Commerce, Web-Werbung und Cloud-Computing profitiert.

Seit Trumps Wahl ist Bezos zum reichsten Menschen der Welt geworden, sein Nettovermögen schwoll bis zum Handelsschluss am Montag um 66,8 Milliarden Dollar an. Der Zuwachs übertraf die Gewinne des weltweit zweitschnellsten Aufsteigers in dem Zeitraum, des französischen Luxusgüter-Tycoons Bernard Arnault, um 50 Prozent.

Laut Bloomberg Billionaires Index kommt Bezos’ Vermögen auf einen Wert von 135,4 Milliarden Dollar, das ist ein Drittel mehr als dasjenige von Bill Gates. Am nächsten kam dem gigantischen Vermögenszuwachs des Amazon-Chefs in der Ära Trump noch der Investor Warren Buffett, der im gleichen Zeitraum immerhin um 19,2 Milliarden Dollar zulegte.

Der Erfolg von Bezos und Amazon hat den Magnaten und sein Unternehmen zu einer festen Größe in der amerikanischen Gesellschaft gemacht. Beim Super Bowl am Sonntag saß Bezos mit dem NFL Commissioner Roger Goodell zusammen, während ein Werbespot für Amazons Alexa-Service mit Harrison Ford in der Hauptrolle ausgestrahlt wurde. Und eine weitere Werbung für die Washington Post, vertont mit der Stimme von Tom Hanks, sang ein Loblied auf den amerikanischen Journalismus mit der Pointe: "Wissen erhält die Freiheit."

Der Sohn des Präsidenten, Donald Trump Jr., machte sich derweil auf Twitter über die Werbung der Washington Post lustig.

Kursplus von 107 Prozent

Seit dem Amtsantritt des Präsidenten hat Bezos’ Vermögen um 64,1 Milliarden Dollar zugelegt. Zu Vergleich: Nur vier andere Personen auf der Welt - Gates, Buffett, Arnault und Facebook-Chef Mark Zuckerberg - sind mehr als 64 Milliarden Dollar wert.

Die enormen Zuwächse wurden fast ausschließlich durch die Beteiligung von Bezos an Amazon erzielt. Auch wenn die Aktie des Unternehmens nach einer unter den Erwartungen liegenden Wachstumsprognose nachgab, ist der Kurs von Amazon seit dem Wahltag bis zum Marktschluss am vergangenen Freitag um 107 Prozent in die Höhe geschossen.

Da Amazons margenschwaches E-Commerce-Geschäft voll ausgereift ist, fügte das Unternehmen schnell wachsende Geschäftsfelder hinzu, die profitabler sind. Der Internet-Konzern hat im Bereich Cloud Computing eine dominierende Stellung und profitiert davon, dass Unternehmen verstärkt Rechenleistung und Speicherplatz mieten, statt eigene Anlagen zu unterhalten. Digitale Werbung entpuppte sich zuletzt als der neue Gewinnmotor, da der Tech-Gigant seine Daten zum Kaufverhalten der Verbraucher und seine Position als bekanntester Online-Marktplatz wirksam einsetzt.

Leere Drohungen

Bisher haben sich Trumps Drohungen als leer erwiesen. Der Staat leitete keine wettbewerbsrechtliche Prüfung gegen Amazon ein.

Der Appell des Präsidenten an den US Postal Service, die Versandkosten für Pakete zu erhöhen, basiert auf seiner Annahme, dass Amazon hier ein Vorteils-Geschäft hat, welches die Regierung Geld kostet. Das Resultat war letztlich nur ein Bericht des Finanzministeriums, in dem vorgeschlagen wurde, die Post solle ihr Porto erhöhen. Der Bericht enthielt keine expliziten Anweisungen dazu, wie viel mehr der Postdienst - der wiederum behauptet, dass er bei Amazon-Lieferungen kein Geld verliere - für den Versand in Rechnung stellen sollte. In der Zwischenzeit baut Amazon seine eigene Infrastruktur für Paketzustellungen aus und reduziert dadurch die Abhängigkeit von Anbietern.

Womöglich profitiert Amazon sogar von der Trump-Administration. Das Unternehmen preist seine Gesichtserkennungssoftware als ein Hilfsmittel für die Einwanderungs- und Zollbehörde an und positioniert sich damit, um aus dem harten Durchgreifen des Präsidenten gegen die illegale Einwanderung sein eigenes Nutzen zu ziehen.

Außerdem wird weithin erwartet, dass Amazon Web Services in diesem Jahr den Zuschlag für einen Cloud-Auftrag von Trumps Verteidigungsministerium in Höhe von 10 Milliarden Dollar erhalten wird. Bezos’ Konkurrenten - einschließlich Oracle Corp - haben erbittert gegen die ihrer Meinung nach unfaire Entscheidung des Pentagon protestiert, den Milliardendeal an nur einen Auftragnehmer zu geben.

Durch die investigative Berichterstattung der Washington Post über Trump und seine Regierung gewann die Zeitung von Bezos viel Aufmerksamkeit. Das Privatunternehmen veröffentlicht zwar keine Finanzberichte, Herausgeber Fred Ryan sagte aber Anfang 2018, die Zeitung habe das zweite Jahr in Folge einen Gewinn erwirtschaftet.

Persönlicher Angriff von Trump

In den letzten Wochen ging Trump mehr zu einer persönlichen Kritik an dem Amazon-Gründer über. Während des "Government Shutdowns" Anfang Januar, als Teile der öffentlichen Verwaltung aufgrund mangelnder Finanzierung geschlossen waren, weidete sich Trump an der Nachricht, dass sich Bezos von seiner Frau MacKenzie nach 25 Jahren Ehe scheiden lässt.

"Das wird echt schön werden", höhnte Trump - der selbst einen Rosenkrieg vor dem Scheidungsgericht erlebt hat - nach der Nachricht.

Ein Trost für Bezos: Selbst wenn seiner Frau die Hälfte des gemeinsamen Vermögens zugesprochen bekommt - das Gesetz des Bundesstaats Washington sieht die Möglichkeit vor, dass während der Ehe erworbenes Eigentum bei einer Scheidung gleichmäßig verteilt wird - wird der Amazon-Chef noch immer beinahe so reich sein, wie er und seine Frau es an dem Tag waren, als Trump gewählt wurde.

(Bloomberg)

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