Die OMV setzt auf Gas und Chemie

Dank höherer Öl- und Gaspreise konnte die OMV 2018 ein Rekordergebnis erzielen.
Dank höherer Öl- und Gaspreise konnte die OMV 2018 ein Rekordergebnis erzielen.APA/HELMUT FOHRINGER
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Das Unternehmen teilt seinen Milliardengewinn. Trotz teurer Zukäufe kann die OMV die Dividende auf 1,75 Euro je Aktie anheben. Das Kaufprogramm erklärt Rainer Seele für beendet.

Wien. Im vergangenen Jahr hat die OMV vor allem mit großen Akquisitionen Schlagzeilen gemacht. „Bis jetzt haben wir nur Geld ausgegeben“, meinte OMV-Chef Rainer Seele dazu selbstkritisch im „Presse“-Interview. Am gestrigen Mittwoch hat die Erntezeit begonnen: Höhere Öl- und Gaspreise trieben Umsatz und Gewinn des Unternehmens kräftig in die Höhe. Der Umsatz kletterte auf 22,9 Milliarden Euro. Beim operativen Gewinn erreichte der Konzern das Rekordniveau von 3,6 Milliarden Euro. Und obwohl die Zukäufe in Malaysien, Neuseeland und Abu Dhabi sechs Milliarden Euro verschlungen haben, hebt die OMV die Dividende auf 1,75 Euro je Aktie – und hat immer noch 263 Millionen Euro an freiem Cashflow in der Kasse.

Fördermenge steigt stark

Grund dafür sind nicht nur die höheren Rohstoffpreise, auch die strategische Neuausrichtung des Unternehmens macht sich langsam bezahlt. Vor allem der Einstieg in die Öl- und Gasförderung in Russland und Abu Dhabi katapultierte die Fördermenge des Konzerns um 23 Prozent auf 427.000 Fass am Tag. Zugleich konnten die Produktionskosten auf sieben Dollar je Fass gesenkt werden. Für das kommende Jahr peilt das Management 500.000 Fass am Tag an. Voraussetzung: Die Produktion in Libyen (35.000 Fass) kann bis März wieder aufgenommen werden. Bis Mitte des Jahres will Rainer Seele auch den Kauf der sibirischen Gasfelder Achimov IV und V von der russischen Gazprom unter Dach und Fach haben. Die zusätzlichen Barrels aus Russland sollen helfen, die Produktion bis 2020 auf 600.000 Fass zu steigern.

Nach dem Deal mit der Gazprom sei aber vorerst Schluss mit großen Zukäufen, sagte der Konzernchef. Bis 2025 hatte das Unternehmen zehn Milliarden Euro zur Seite gelegt, um sich ein stärkeres Standbein in der Wachstumsregion Asien zu erkaufen. Sechs Milliarden sind schon weg, die Gasfelder in Achimov könnten eine weitere Milliarde kosten, schätzen Marktbeobachter. Und was passiert mit den verbliebenen drei Milliarden? „Die werden wir uns behalten“, sagte der OMV-Chef.

Der Konzern kann das Geld gut gebrauchen, bricht ihm auf lange Sicht doch ein Gutteil seines heutigen Geschäfts weg. „Die Nachfrage nach fossilen Treibstoffen wird schwinden“, räumte Downstream-Vorstand Manfred Leitner ein. Die OMV setzt deshalb stark auf Gas und Chemie. Im deutschen Burghausen prüft das Unternehmen eine Erweiterung der Raffinerie, um in Europa stärker in Richtung Petrochemie gehen zu können. Auch mit dem jüngsten Einstieg in die weltgrößten Raffinerien in Abu Dhabi verfolgt die OMV ein ähnliches Ziel. Die Raffineriekapazitäten des Unternehmens erweitern sich dadurch schlagartig um 40 Prozent. Aus Abu Dhabi will die OMV die Wachstumsregionen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten mit Treibstoffen beliefern. Mittelfristig sei auch dort ein stärkerer Fokus auf Petrochemie denkbar.

Ärger mit der Politik

Für die größten Rückschläge sorgte indes die Politik: Am auffälligsten sind die Störmanöver der USA, die versuchen, die geplante Ostsee-Pipeline Nord Stream II zu verhindern. Rainer Seele rechnet dennoch damit, dass der Bau der russsichen Gasleitung wie geplant heuer abgeschlossen werden wird. 600 der zugesagten 950 Millionen Euro habe die OMV für den Bau bereits an die Gazprom überwiesen.

Schlechte Nachrichten gibt es aus Rumänien. Die OMV-Tochter Petrom steuerte zwar eine Milliarde Euro zum Ergebnis bei. Um das anstehende Milliardenprojekt Neptun zu starten, fehle aber das „Vertrauen in die Politik“. Erst kurz vor Jahreswechsel hat Rumäniens Regierung eine Sondersteuer für Energiekonzerne eingeführt. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2019)

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