Elevation 1049: Kunst im Spiegelbild der Selfie-Ära

(c) Stefan Altenburger
  • Drucken

Flüchtige Performances und eine bleibende Installation von Doug Aitken: Die Luma Foundation lud zum alle zwei Jahre stattfindenden Kunstevent „Elevation“ 1049 in Gstaad.

Auf den Renderings, die das Studio von Doug Aitken vorab versandt hat, steht das verspiegelte Haus in einer grünen Berglandschaft unter blauem Himmel – die Farben und das Sonnenlicht werden von der Fassade, dem Dach, allen sichtbaren Flächen eingefangen und reflektiert. Eröffnet aber wird Aitkens „mirrored house", das in Gstaad in abgeänderter Form zum dritten Mal nach der Wüste Südkaliforniens und einer ehemaligen Bank in Detroit eine Verortung findet, an einem Wochenende Anfang Februar: Der Himmel ist grau am ersten Tag des Kunstfestivals „Elevation 1049", es wird bald schneien. Als farblose Architekturskulptur fügt sich dann auch „Mirage Gstaad" in die weiß-graue Landschaft ein und wird erst beim Näherkommen allmählich erfassbar. Zwei Jahre lang soll diese Konstruktion hier stehen und – in den Worten von Kurator Neville Wakefield – „in jedem Augenblick ihre Anmutung verändern können. Wir werden Zeugen sein, wie sich das Haus von Tag zu Tag und im Zyklus der Jahreszeiten ändert."

Auf Fotosafari.  Doug Aitken konzipierte „Mirage Gstaad“ – ein Augenschmaus für Selfiesüchtige.
Auf Fotosafari. Doug Aitken konzipierte „Mirage Gstaad“ – ein Augenschmaus für Selfiesüchtige. (c) Torvioll

Die Form reagiert auf die Architektur der Region, sie erinnert an ein bescheidenes Chalet, auch wenn es kühn sein mag, Bescheidenheit und Auftragskunst zur Ergötzung der Society von Gstaad in einem Atemzug zu erwähnen. Während sich inmitten von Schnee und Nebel bei der offiziellen Einweihung die Spiegelflächen von „Mirage Gstaad" beinah mit der Umgebung überblenden, machen doch jene Menschentrauben, die, von der Attraktion angelockt, das „mirrored house" umschwirren, eben dieses gut sichtbar. Je nach Umgebung lädt sich Aitkens veränderliche, kontextbezogene Arbeit unweigerlich mit neuen Bedeutungen auf: An einem der exklusivsten Wintersportorte der Welt komplettiert eine mindestens ebenso exklusive Besucherschar die Konstruktion, indem sie sich ungehemmt ihrer Selfiemanie hingibt. Fast scheint es sich um eine Reflexion über den Narzissmus der Reichen und Schönen (und aller anderen Instagram-Nutzer?) zu handeln: Berechtigte Assoziation oder Überinterpretation?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.