Die ÖVP bleibt in Sachen Papamonat für alle weiter auf der Bremse, während die FPÖ und der CV sich dafür aussprechen. Studienautorin Schiffbänker appelliert indes an Unternehmen, Väterkarenzen ernst zu nehmen.
Die Frage nach der Ausgestaltung eines Papamonats beschäftigt derzeit die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ. Nachdem die freiheitliche Sozialministerin Beate Hartinger-Klein am Sonntag vorprescht war und eine rasche Umsetzung des Papamonats für alle angekündigt hatte, erhielt sie zwar Unterstützung von ihrem Bundesparteichef, Vizekanzler Heinz-Christian Strache – seitens des Koalitionspartners ÖVP erntete sie indes Skepsis. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ließ wissen, dass sie die Einführung eines Rechtsanspruchs auf den Papamonat ohne gleichzeitige Entlastung für die Wirtschaft ablehne.
ÖVP-Klubobmann August Wöginger legte am Donnerstag nach. Bei einem Besuch im türkisen Landtagsklub in Klagenfurt meinte er, Hartinger-Kleins „Vorschlag“ sei nun auszudiskutieren. In diese Gespräche sollte auch die EU-Richtlinie einbezogen werden, die demnächst kommen soll und zehn Tage Papaurlaub nach der Geburt eines Kindes vorsieht. Die vorläufige Einigung muss von den EU-Institutionen noch förmlich angenommen werden. Für Wöginger ist das auch ein Grund, mit einem Papamonat zu warten: „Da ist etwas im Anrollen.“
Cartellverband und Opposition drängen Koalition
Der Österreichische Cartellverband (ÖCV) meldete sich am Donnerstag ebenfalls zu Wort und sprach sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. Die türkis-blaue Regierung sei aufgefordert, den „Papamonat“, die Anrechnung der Elternkarenzzeiten bei Gehaltsvorrückungen und einen Kinderförderbetrag gesetzlich zu verankern, hieß es in einer Aussendung. „Gerade bei unseren jüngeren Mitgliedern merken wir stark, dass die partnerschaftliche Erledigung des Haushalts und die gemeinschaftliche Betreuung und Erziehung der gemeinsamen Kinder eine Selbstverständlichkeit ist“, so der selbst erst 25-jährige ÖCV-Präsident Stefan Grüneis.
Auch die Opposition drängt die Koalition, einen Papamonat mit Rechtsanspruch umzusetzen. Der Streit in der Regierung gehe auf Kosten der Familien, meinte der stellvertretende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfried: "Die sollen sich zusammenreißen und das unwürdige Schauspiel beenden." Jetzt-Mandatarin Daniela Holzinger-Vogtenhuber zeigte sich erfreut über das Umdenken in der FPÖ und attackierte gleich die ÖVP: Die selbst ernannte Familienpartei sollte eigentlich erkennen, dass ein Rechtsanspruch ein ganz wesentlicher Schritt sei. Eingefordert wurde der Rechtsanspruch auch von den Grünen.
Studie zu Väterkarenz: „Dann ist Job vielleicht besetzt“
Nicht gewartet wurde indes bei Joanneum Research in Graz, sondern eine Studie durchgeführt, die sich mit dem Thema Väterkarenz beschäftigte. Wie das Ö1-„Mittagsjournal“ am Donnerstag berichtet, gibt es demnach verschiedene Rollentypen von Männern: jene, für die eine Karenz „einfach dazugehört“, jene, bei denen Väterkarenzen vom Unternehmen her üblich seien, jene, die sich vorab mühsam eine Variante ausverhandeln müssen, und jene, die eine Karenz im Sinne eines längeren Urlaubes anlegen.
Laut Studienautorin Helene Schiffbänker ist die Rückkehr in den Beruf nicht für alle Männer unproblematisch: „Es gibt auch die Männer, die in Karenz gegangen sind in der Annahme, dass das alles passt im Unternehmen, dass es gut organisiert ist, und dann, wenn sie zurückkommen, erleben sie es nicht so einfach: Dann ist der Job vielleicht schon besetzt, dann sind sie an einer anderen Position.“
Laut Schiffbänker spielt die Unterstützung durch die Führungskräfte eine gewichtige Rolle: „Es ist wichtig, dass es in dem Unternehmen einfach den Geist gibt: Ja, das wollen wir dem Vater ermöglichen.“ Immerhin, so die Studienautorin, sei eine Karenz im Unterschied zu einem plötzlichen Krankheitsfall oder anderen Auszeiten langfristig planbar.
Darüber hinaus handle es sich um ein gesellschaftliches Signal: „Kinderbetreuung ist eine Verantwortung von beiden und ist nicht automatisch bei den Frauen.“ In der Konsequenz bedeute das, so Schiffbänker, „dass nicht mehr die Frauen mit dieser stereotypen Vorstellungkonfrontiert werden – ja, Sie sind jetzt einmal da, so lange, bis Sie ein Kind kriegen und dann schauen wir, das sind nun auch Männer“. Denn auch Männer „unterbrechen, wenn sie ein Kind kriegen“ und kämen womöglich nicht mehr Vollzeit ins Unternehmen zurück.
>>> Bericht im Ö1-„Mittagsjournal“
(Red./APA)