Anklage gegen Insassen, die Zelle in Polizeianhaltezentrum anzündeten

APA/LPD WIEN/LPD WIEN
  • Drucken

Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs Schubhäftlingen Brandstiftung, aber nicht versuchten Mord vor. Sie hatten im September einen Brand in ihrer Zelle in dem Wiener Anhaltezentrum am Gürtel gelegt.

Nach dem Aufsehen erregenden Brand in einer Zelle im Wiener Polizeianhaltezentrum (PAZ) am Hernalser Gürtel im vergangenen Spätsommer hat die Staatsanwaltschaft Wien vor kurzem Anklage gegen die sechs Insassen erhoben. Den Schubhäftlingen - fünf Afghanen und ein Iraner im Alter zwischen 18 und 33 Jahren - wird Brandstiftung, aber nicht, wie ursprünglich erwartet, versuchter Mord vorgeworfen.

Die Flammen waren am 14. September gegen 22.30 Uhr in einer im ersten Stock des PAZ gelegenen Zelle ausgebrochen. Wie ein von der Justiz eingeholtes Gutachten eines Brandsachverständigen ergab, wurde an mindestens drei verschiedenen Stellen Feuer gelegt. Die Schubhäftlinge dürften Matratzen und Bettzeug entzündet haben. Zuvor hatten sie auf Deutsch einen Abschiedsbrief mit ihren Abschiebe-Terminen aufgesetzt. In dem Schreiben verwiesen sie sinngemäß darauf, dass alles keinen Sinn mehr mache und sie keine Zukunftsperspektive hätten. Die Männer waren zum Tatzeitpunkt seit mehreren Wochen, der 18-Jährige fast zwei Monate in Schubhaft gesessen.

Die Insassen wurden von Beamten und der Wiener Berufsfeuerwehr mit Atemschutz-Geräten gerettet. Die Schubhäftlinge erlitten zum Teil schwere Verletzungen - ein 19 Jahre alter Bursch trug ein Inhalationstrauma und Verbrennungen von zehn Prozent seiner Hautoberfläche davon. Zu Schaden kamen aber auch drei Beamte, die mit Rauchgasvergiftungen behandelt werden mussten.

Im Ermittlungsverfahren hatten sich die Angeklagten wechselseitig belastet. Sie bezichtigten jeweils einen oder mehrere Mitgefangene, das Feuer gelegt zu haben. Der Prozess startet am 15. März, war am Donnerstag am Landesgericht in Erfahrung zu bringen. Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt, die Urteile sind für 22. März geplant.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die abgebrannte Zelle auf einem von der Polizei veröffentlichten Bild.
Wien

Schubhäftlinge nach Brand wegen versuchten Mordes angezeigt

Über sechs Schubhäftlinge, die in der Nacht auf Samstag im Wiener Polizeianhaltezentrum am Hernalser Gürtel Feuer gelegt haben sollen, wurde die Untersuchungshaft verhängt.
++ HANDOUT ++ WIEN: BRAND IM  POLIZEIANHALTEZENTRUM IN WIEN JOSEFSTADT
Wien

Schubhäftling: Brand in Polizeianhaltezentrum aus Protest gelegt

Bei einem Brand in Wien wurden sechs Schubhäftlinge verletzt, einer von ihnen liegt noch auf der Intensivstation. Ein 31-Jähriger wurde bereits vernommen. Er sagt, seine Mithäftlinge haben das Feuer aus Protest gelegt.
Wien

Schubhäftlinge legten Feuer: Zweifel an Suizidversion

Wende nach dem nächtlichen Brand im Wiener Polizeianhaltezentrum: Die Ermittler vermuten nun, dass die sechs Schubhäftlinge ein Zeichen setzen wollten. Sie sind mittlerweile außer Lebensgefahr.
Der Brandort
Wien

Schubhäftlinge legen Feuer in Zelle - sechs Schwerverletzte

Ein Brand im Wiener Polizeianhaltezentrum löste einen Großeinsatz aus. Fünf Afghanen und ein Iraner wurde schwer verletzt. Vieles deutet auf einen Suizidversuch hin: Ein Abschiedsbrief wurde gefunden und der Weg in den Raum mit einem Spind verstellt.
Wien

Wien: Häftlinge legten Feuer in Polizeianhaltezentrum

Sechs Schubhäftlinge wurden verletzt und in Spitäler gebracht. Teile des Gebäudes mussten evakuiert werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.