Die USA haben rasch auf den Umsturz in Kirgisistan reagiert: US-Außenministerin Hillary Clinton hat am Wochenende der neuen Führung humanitäre Hilfe angeboten.
WASHINGTON/Bischkek (ag.). Die USA haben rasch auf den Umsturz in Kirgisistan reagiert: US-Außenministerin Hillary Clinton hat am Wochenende der neuen Führung humanitäre Hilfe angeboten. Sie telefonierte mit der Leiterin der Interimsregierung, Rosa Otunbajewa, um sich außerdem der weiteren Zusammenarbeit zu versichern. Otunbajewa sagte den USA dabei zu, die bestehenden Verträge über den US-Luftwaffenstützpunkt Manas einzuhalten. Von hier aus werden Nato-Einsätze nach Afghanistan geflogen. Die USA entsandten außerdem einen Sonderbeobachter in die Hauptstadt Bischkek.
Die Übergangsregierung hat nach eigenen Angaben mittlerweile die Kontrolle über das gesamte Land erlangt. Es komme zwar noch vereinzelt zu Gewalt, die von Anhängern des vertriebenen Präsidenten Kurmanbek Bakijew geschürt werde. „Im Großen und Ganzen haben wir aber die Kontrolle“, so Otunbajewa.
Bei der Erstürmung von Regierungsgebäuden durch die Opposition waren in der vergangenen Woche 79 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Bakijew floh in seine Heimatstadt Jalalabad. Bisher hat er einen Rücktritt abgelehnt. Am Wochenende führte er aber erste Gespräche mit Vertretern der Übergangsregierung. Dies bestätigte ein Sondergesandter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Zuletzt hat die Übergangsregierung auf einer Festnahme des Präsidenten beharrt. Sie will ihn für die von seinen Sicherheitskräften getöteten Demonstranten vor Gericht stellen.
Warnung vor Bürgerkrieg
Beobachter warnen nun vor einem Bürgerkrieg zwischen dem eher prorussischen Norden, in dem der Volksaufstand stattgefunden hat, und dem islamisch-konservativen Süden des Landes, in dem Bakijew die meiste Unterstützung genießt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2010)