Arlberg

Lech Zürs: Gelassen, aber ganz schön lässig

Skifahren am Arlberg
Skifahren am ArlbergLech Zürs
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Lech Zürs ist Teil vom Arlberg, nicht aber vom Trubel. Man wohnt an der Piste, macht jedoch nicht jeden Kilometer.

Vor drei Jahren gliederte sich Lech Zürs in den riesenhaften Skizirkus am Arlberg ein, die letzte Lücke wurde geschlossen. Nunmehr bewegen sich Skifahrer zwischen St. Anton, Stuben, Zürs, Lech und Warth-Schröcken hin und her, manchmal in Schwärmen, als gelte es, die größtmögliche Distanz auszureizen. Einige davon sind Tagestouristen von österreichischer wie deutscher Seite. Nicht jeder Stammgast in Lech Zürs ist von der Vergrößerung des Skigebiets uneingeschränkt begeistert. Lech Zürs war für sie schließlich auch ohne Konnex eine veritable Größe, aber vor allem eine hochalpine, umwegiger zu erreichende und manchmal eingeschneite Einheit, in der man für die Zeit einer Urlaubswoche (oder mehr) unter sich blieb.

Und die guten Skifahrer die fantastischen Pisten (ja, auch das freie Gelände) nicht mit vielen und weniger versierten teilen mussten. Eine spektakuläre Bahn durch die Flexensteilwand überwindet das so lang Getrennte zwischen Nobelskiort und Normalskiziel. Die Verbindung in Richtung Bregenzer Wald, nach Warth-Schröcken kurze Zeit zuvor, war die kleinere Herausforderung für Lech Zürs, weil man sich da nicht mit einer bekannten Destination wie St. Anton verband, sondern mit einem übersichtlichen Gebiet ohne Trubel, einem Schneeloch. Röhrende Schirmbars sind auch nach wie vor nicht die Sache von Lech Zürs. Man schätzt es hier gesetzter, aber auf eine lässige Art, übt sich im Understatement.

Lech Zürs

Nur weil jemand im altmodischen Skianzug aufkreuzt, könnte dieser trotzdem den exklusiven Sportartikler leer kaufen. Die Privilegien sind anderer, weniger offensichtlicher Natur. Darf man die Skiausrüstung seit Generationen bis zur nächsten Saison im Hotel stehen lassen, ist man in Lech wohl angekommen. Auch wenn man die Riege der Skilehrer, die einen über die Gipfel begleiten und skitechnisch sichtbar weiterbringen, schon seit einer Ewigkeit kennt. Oder wenn man weiß, an welchem Tisch auf welcher Terrasse in Oberlech man ab mittags am besten in die Sonne blinzelt, bei einer feinen Flasche Weißwein (Rotes Tor, natürlich). Lech hat einen eigenen Flow.

Die Events, die hier stattfinden, sind nicht die skihub-üblichen Belustigungen: Die Saison beginnt etwa mit DJ-Sets und Visuals in den Bergbahnen (Fantastic Gondolas), die lang – heuer bis Ende April dauernde Saison – fadet mit dem Tanzcafé Arlberg aus. Dazwischen gibt's Veranstaltungen wie das Weinberg Arlberg oder das Gin & Food Festival. Das sportlichste aller Ereignisse ist vermutlich der Weiße Ring im Jänner, ein Publikumsrennen über 22 Pistenkilometer und 5500 Höhenmeter, bei dem dann doch halbe Profis gewinnen.

Meistens stammen sie aus Lech – oder wurden auf seinen Pisten sozialisiert. Der Weiße Ring ist auch die klassische Runde durch das Skigebiet: Man startet am Rüfikopf, arbeitet sich nach Zürs vor, setzt nach Zug über, düst (bremsbereit) durchs Madloch, nimmt das Kriegerhorn auf dem Weg nach Oberlech, kommt in Lech ins Ziel und biegt da etwa in die Schneggarei ein, die gute Version der Après-Hütte.

Bei allem Wachstum im Skigebiet und in der Hotellerie ist die Atmosphäre in Lech entspannt.
Bei allem Wachstum im Skigebiet und in der Hotellerie ist die Atmosphäre in Lech entspannt. Sonnenburg

Am Arlberg

Eine Hütte war manches erste Haus in Lech einst: Das gilt auch für ein Hotel wie das Sonnenburg – vor 80 Jahren. Über die Jahre wuchs sich der Familienbetrieb zu einem traditionsreichen Hotel aus, im Vorjahr wurde das Sonnenburg umfangreich umgebaut und neu gestaltet: Das Stammhaus trägt nun fünf Sterne, das Sonnenburg Landhaus bietet vier Sterne Superior, beides direkt an der Piste. Und da Skifahren in Lech ganz vieles, aber nicht ausschließlich ist, pflegt man hier im Haus zum Beispiel auch einen Literatursalon, mit Lesungen und über 1000 Büchern.Skifahren:www.lechzuers.com

Hinschauen: Tanzcafé Arlberg: 1.–18. April, Gin&Food Festival: 5.–7. April, Weingondeln: 12. April.

Übernachten: Sonnenburg in Oberlech, (Stammhaus 5*, mit komplett renovierten Suiten; Landhaus Sonnenburg ist 4* S). Neu gestalteter Spabereich mit Panorama-Indoorpool, Literatursalon. www.sonnenburg.at

Compliance: Die Reise wurde mit einem Rabatt auf die Kosten unterstützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 9.2.2019)

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