In den Jahren nach der Krise wurden reihenweise Vollzeitstellen abgebaut und Teilzeitjobs geschaffen. Voriges Jahr war das Verhältnis umgekehrt, wie aktuelle Zahlen des Arbeitsmarktservice und der Statistik Austria zeigen. Und das wird heuer auch so weitergehen.
Wien. Der Wirtschaftsaufschwung zeigt sich auch in der Arbeitsmarktstatistik: Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Unternehmen schaffen laufend neue Jobs. Und: Es entstehen wieder überwiegend Vollzeitstellen. Das ist ein relativ neuer Trend. Auch in den Jahren nach der Finanzkrise 2008 wurden laufend neue Arbeitsplätze geschaffen. Das waren aber vor allem Teilzeitstellen. Nun dreht sich das Verhältnis um. Das legen zwei Auswertungen nahe, die am Freitag veröffentlicht wurden. Eine kommt von der Statistik Austria: Demnach waren 2018 im Jahresdurchschnitt 120.800 Jobs offen, um ein Viertel mehr als 2017. Mehr als vier Fünftel der zu vergebenen Stellen waren als Vollzeitjobs ausgeschrieben, nur 17,5 Prozent als Teilzeit oder geringfügige Arbeitsplätze. Die gleiche Tendenz zeigen Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS). Dessen Vorstand Johannes Kopf meldete am Freitag einen „neuen Rekord“ an Stellenbesetzungen. Voriges Jahr konnte das AMS 422.354 freie Stellen besetzen, um acht Prozent mehr als ein Jahr davor. Und: 70 Prozent davon waren Vollzeitjobs, der Rest war als Teilzeit ausgelobt oder es war beides möglich.
Viele Jobs in der Industrie
Das Muster ist typisch für Zeiten der Hochkonjunktur. Floriert die Wirtschaft, brummen Branchen, die typischerweise viele Vollzeitstellen zu vergeben haben. Dazu gehören die Industrie und der Bau. Laut einer Prognose des Arbeitsmarktservice vom Herbst sollen 2018 und 2019 allein in der Industrie 26.700 Arbeitsplätze entstehen und 14.500 auf dem Bau. Außerdem gibt es im Wirtschaftsaufschwung ganz einfach mehr Arbeit zu verteilen. Viele Firmen versuchen, Teilzeitkräfte zum Umstieg auf Vollzeit zu animieren. In der Statistik fällt damit ein Vollzeitplatz weg und ein Teilzeitjob kommt dazu. Auch das trägt zum Boom der Vollzeit bei. Auch heuer werden laut AMS überwiegend Vollzeitjobs entstehen. In den Nachkrisenjahren fielen reihenweise gut bezahlte Vollzeitjobs in der Industrie und am Bau weg. Parallel entstanden viele Teilzeitstellen im Tourismus und im Handel, also in Branchen, die tendenziell auch schlechter zahlen. In Österreich gibt es seit Jahren einen Trend zu Teilzeitarbeit. Zuletzt waren 2,6 Millionen Menschen unselbstständig in Vollzeit beschäftigt, 1,1 Millionen hatten Teilzeitjobs. Die Teilzeitquote stieg seit der Jahrtausendwende von 16 auf 29 Prozent. Das liegt auch daran, dass immer mehr Frauen arbeiten: Teilzeit ist traditionell ein weibliches Phänomen. Das Wifo rechnet noch bis 2023 mit einer steigenden Teilzeitquote.
Wenig gut bezahlte Jobs
Ein Viertel der offenen Stellen waren 2018 mit einem Gehalt zwischen 1000 und 1700 brutto Euro im Monat ausgelobt, berichtet die Statistik Austria. Mehr als ein Drittel war mit 1700 bis 2400 Euro brutto dotiert. Ein gutes Fünftel bringt mehr als 2400 Euro brutto im Monat, 14,5 Prozent weniger als 1000 Euro brutto monatlich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2019)