"Der Trost runder Dinge": Clemens J. Setz: Der blinde Fleck auf der Netzhaut

Gut, Graz kommt recht oft vor. Aber wichtiger: Neue Welten gehen in den Erzählungen von Clemens J. Setz auf. Selbst die Fragen werden hier zu Parabeln des Schreibens. Kafka revisited.

Nicht alle Geschichten des vorliegenden Bandes spielen in Graz. Aber selbst die wenigen, die es nicht tun, vermitteln den Anschein, dass etwas von ihrem Ausgangspunkt zäh an ihnen klebt. Eine Art Sehnsucht, dorthin zurückzukehren, woher man kommt. In der Erzählung „Kvaløya“ (benannt nach der fünftgrößten Insel Norwegens) hat Clemens J. Setz für dieses Gefühl ein Fabelwesen geschaffen.

Es ist nicht leicht, mit einem solchen Gefährten, genannt Or, zu verreisen, beklagt der Ich-Erzähler. Ständig rückt ihm das Bündel auf die Pelle, kuschelt, winselt, jammert und hat Heimweh, nur um im nächsten Augenblick gleich wieder davonzurennen. Ein Or will gefüttert, gepflegt und gewandet werden. Kaum hat man es angezogen, „assimiliert“ es den Schal, und man muss einen zweiten um ihn wickeln. Wie soll man sich so ein Tierchen vorstellen? Wie eine Kreuzung zwischen einem Tamagotchi und einem Kleinkind? Die Frage bleibt offen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Literatur

„Als ich jung war“: Übergriff und Untergriff

Unwillkürlich stellen sich bei der Lektüre von Norbert Gstreins Roman Verdächtigungen gegen männliche Figuren ein. Subtil entrollt er, wie eng die Kategorien Geschlecht, Sexualität und Machtmissbrauch verbunden sein können.
„So trotz ich allen Rezensenten der Welt.“ Karl-Markus Gauß.
Literatur

„Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“: Worauf der Blick fällt

In seiner „Abenteuerlichen Reise durch mein Zimmer“ richtet Karl-Markus Gauß den Blick auf Gegenstände in seiner Wohnung, die Außenstehenden kaum bedeutsam erscheinen mögen, die aber davon erzählen, was ihm im Leben wichtig war und ist.
Literatur

"Das flüssige Land": Hier regiert noch die Gräfin

Raphaela Edelbauer lässt ihre Heldin Ruth in einem kuriosen Ort landen: Groß-Einland, wo die lineare Zeit aufgehoben scheint. Das Dorf ist von einem großen Loch geprägt: Darin kann man vieles verschwinden lassen.
„Die Geheimagenten dieser Parallelwelten findet man überall gleich nebenan, auch in Wien“, erzählt Clemens Setz beim Treffen mit der „Presse“ im Wiener Café Einstein. Aber diese Gemeinschaften haben für ihn auch etwas Unheimliches: „Es fällt gleich auf, wenn man aus der Community heraus will.“
Interview

Clemens Setz: „Eine Plansprache ist wie eine Zauberzutat“

Klingonisch, Volapük, Láadan . . . Autor Clemens Setz hat sich in die aberwitzige Welt der Plansprachen vertieft. Ein Gespräch über uns fehlende Wörter, Geheimagenten des Esperanto und einen Feldzug gegen blinde Kinder.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.