Währungen kommen und gehen, nur das Gold bleibt für immer

Gold braucht kein Mascherl und keine Definition.
Gold braucht kein Mascherl und keine Definition. (c) Clemens Fabry
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Es ist fair und demokratisch: Auch nach Jahrtausenden spielt Gold eine sehr wichtige Rolle für Notenbanken, Staaten und Millionen von Sparern.

Was ist Gold? Wozu braucht man es? Was kann es? Ist dieses glänzende Metall, das die Menschen seit Jahrtausenden in seinem Bann hält, heute nicht überholt? Ein Relikt aus der Vergangenheit? Oder ist Gold die einzige Hoffnung in einer von Schulden getränkten Welt?

Das Problem bei der Beschäftigung mit Gold sind die vielen Experten, die Ökonomen mit eingefahrenen Meinungen, die Angstmacher und die Beschwichtiger. Sie alle reden von unterschiedlichen Sachen, wenn sie Gold sagen. Die einen behaupten, es wäre Geld. Besser und stabiler als der Euro oder der Dollar. Die anderen sagen das Gegenteil: „Gold? Ein Rohstoff wie Kupfer oder Eisen, mehr nicht!“ Wiederum andere vergleichen es mit Aktien, Anleihen oder Fonds. Sie sprechen von Rendite, Prozenten und Gebühren. Wer soll sich da noch auskennen?

Lustigerweise zeigt die enorme Goldnachfrage, dass die meisten Menschen ohnehin nicht zuhören. Gold ist heute genauso Emotionssache wie einst bei den Inka oder den Ägyptern, bei den Römern, den Griechen oder im Mittelalter. Millionen von Menschen auf allen Kontinenten kaufen es, um Wert zu speichern. Als Münzen und Barren – oder als Schmuck.

90.000 Tonnen Gold sind als Schmuck im Privatbesitz. Das ist fast die Hälfte der je geförderten Goldmenge. Nur ein Drittel des Schmucks geht in den Westen. Der Großteil der Nachfrage kommt aus dem arabischen Raum und aus Asien, wo Schmuck als Geldanlage gesehen wird. In Indien werden Bräute bei der Hochzeit üppig mit Gold beschenkt. Jede Familie tut das im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Bedeutung von Gold in Indien geht so weit, dass Experten die „Indian Wedding Season“ als eigene Phase im jährlichen Ablauf des Goldmarkts identifizieren.

Auch den Österreichern muss man Gold nicht erklären. In Europa gehören wir gemeinsam mit den Deutschen zu den größten Pro-Kopf-Käufern. Während Inder, Argentinier oder Afrikaner heute mit Gold gegen die Inflation ankämpfen, kaufen die Österreicher, weil ihnen vergangene Geldentwertungen noch in den Knochen stecken. Bei den Deutschen ist es ähnlich. Die wenigsten dieser Goldkäufer haben sich je in ökonomische Traktate vertieft. Genauso wenig verfolgen sie täglich die Börsenkurse. Sie suchen nach Sicherheit für ihr hart erarbeitetes Geld und landen instinktiv beim Asset mit der längsten Geschichte überhaupt. Gold wird einen eher nicht reich machen. Es ist aber auch noch niemand an übertriebenem Goldbesitz verarmt.

Deswegen sind die Vergleiche mit Euro, Dollar, Aktien, Fonds und Anleihen auch sinnlos. Der Goldkäufer von heute nutzt das Metall nicht als Geld und nicht als Investment, sondern als Sparbuch. Zur einigermaßen sicheren Verwahrung seiner Kaufkraft, bis er oder seine Nachfahren diese aktivieren wollen. Wer Gold kauft, der weiß, dass es auch in zehn, 100 oder sogar 1000 Jahren noch einen Wert haben wird. Nicht mit Sicherheit. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.

Gold ist auch eine demokratische und faire Art der Geldanlage. Jeder kann mitmachen. Vom Schulkind, das 100 Euro angespart hat, bis zur Investmentbank mit Billionen auf dem Konto. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass der Goldpreis in Zeiten wachsender Unsicherheiten und aufziehender Rezessionswolken wieder steigt. Gold ist auch das einzige Asset, das sich sowohl im Periodensystem der Elemente als auch in den Bilanzen der Notenbanken wiederfindet. Rund 34.000 Tonnen liegen in deren Tresoren. Tendenz stark steigend.

Aber warum kaufen die Währungshüter immer noch Gold, obwohl das von ihnen gedruckte Geld gar nicht mehr daran gebunden ist? Genau deswegen! Auch die feinen Damen und Herren in Maßanzügen können nicht in die Zukunft sehen. Sie wissen, dass Währungen kommen und gehen, aber Gold für immer bleibt. Sie brauchen eine eiserne Reserve, auf die sie zurückfallen können. Und jeder, der will, kann es ihnen nachmachen. Gold braucht kein Mascherl und keine Definition. Gold ist simpel. Gold ist Gold. Und es ist gut so.

E-Mails an: nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2019)

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