30. Todestag

Thomas Bernhard für Einsteiger, Zwiderwurzen, Linke, Konservative und Franzosen

Thomas Bernhard starb am 12. Februar 1989 an den Folgen einer Lungeninfektion.
Thomas Bernhard starb am 12. Februar 1989 an den Folgen einer Lungeninfektion.(c) Andreaj Reiser/ Suhrkamp Verlag
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Gut, die extreme Rechte hat ihn immer gehasst, und daran wird sich auch nichts ändern. Aber sonst? Es gibt so viele Möglichkeiten, sich seinem Werk zu nähern, dass jeder seinen eigenen Bernhard finden kann. Eine Werktypologie zum 30. Todestag.

...für Einsteiger

Ein Bub schnappt sich ein Rad und macht sich auf den Weg nach Salzburg, um seine Tante zu besuchen. Die Tante, die in einem Haus mit Blumengarten wohnt. Er tritt in die Pedale. Er schwebt. Was für ein Hochgefühl! Aber der Fall wird tief sein, sehr tief, das wertvolle Waffenrad des Vormunds kaputt, die Kleidung zerrissen, die Schule versäumt – und zu Hause wartet die Mutter. Sie hat nicht nur einen Ochsenziemer, sondern auch Sätze wie „Du hast mein Leben zerstört! Du bist an allem schuld. Du bist ein Nichts, ich schäme mich deiner. Du bist ein Nichtsnutz wie dein Vater“. Und er weiß ja, es stimmt. „Ich liebte meine Mutter, aber ich war ihr kein lieber Sohn.“ „Ein Kind“, der fünfte und herzzerreißendste Teil des herzzerreißenden autobiografischen Werks, wirft einen Blick in eine Kinderseele und zugleich auf die Zeit des Nationalsozialismus. Als das brutale, vernichtende Autoritäre jeden Bereich des Lebens durchzog – auch die Familie, selbstverständlich die Schule. Und damit war es noch nicht vorbei, als die Demokratie siegte. Es sollte eines seiner Lebensthemen werden. best

...für harte Verhandler

Es ist natürlich ein Bernhard-Stück, eines der richtig guten. „Der Patriarch und der Dichter“ könnte es heißen. Ein Zwei-Personen-Drama, bis zum Exzess emotional und grotesk komisch. Aber der Briefwechsel von Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld und seinem Autor Thomas Bernhard lässt sich auch pragmatisch lesen: als Lehrstück für hartes Verhandeln. Denn es geht in den über 500 Briefen, Postkarten und Telegrammen, von 1961 bis 1988, fast nie um die holde Kunst, sondern fast immer ums Geld: um Vorschüsse, Honorare, Tantiemen und Kredite. Bernhard war in ständigen Finanznöten, verschuldete sich für Immobilien und teure Autos.

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