Österreich, der IS und das Gefangenendilemma

APA/AFP/DELIL SOULEIMAN
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Die letzte Enklave des IS steht vor dem Fall – doch wohin mit den gefangenen Fanatikern und ihren Familien? Eine schwierige Frage, heißt es aus dem Außenministerium gegenüber der "Presse".

Tunis/Wien. Aus dem hintersten Winkel Syriens kommen dieser Tage ungewöhnliche Bilder. Scharenweise ließen sich demoralisierte IS-Gotteskrieger von Soldaten der Syrischen Demokratischen Kräfte gefangen nehmen und in Bussen abtransportieren. Hunderte tief verschleierte Frauen und Kinder flüchteten zu Fuß durch die Wüste, um sich hinter den Linien der arabisch-kurdischen Angreifer in Sicherheit zu bringen. Seit dem Wochenende läuft nun der entscheidende Sturmangriff auf die letzte syrische IS-Bastion, Baghouz, in der sich noch 400 bis 600 Bewaffnete verbarrikadiert halten sollen.

Angesichts dieses Massenexodus bekamen dieser Tage viele Regierungen – darunter Deutschland, Frankreich, Belgien, Tunesien und Marokko – Post aus Washington. Sie sollen ihre Fanatiker zurücknehmen und vor Gericht stellen, forderten die Amerikaner. Denn die Kurden möchten ihre Gefangenen möglichst rasch loswerden. So wächst in den Augen des Pentagon die Gefahr, die IS-Verbrecher könnten bald freikommen. Syriens Kurden haben klargestellt, sie könnten etwa bei einem Einmarsch der Türkei nicht garantieren, dass die Gefangenen in Haft bleiben.

In Wien langte bisher noch kein offizielles Ansuchen der USA ein, IS-Kämpfer zurückzuholen. Der diesbezügliche öffentliche Aufruf bei der Anti-IS-Konferenz am vergangenen Mittwoch in Washington blieb nicht unbemerkt. Doch Peter Guschelbauer, der Sprecher des Außenamts, wies gegenüber der „Presse“ auf logistische und rechtliche Schwierigkeiten hin.

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