Der Widerstand gegen die US-Militärpräsenz nimmt zu.
Bagdad. Der kommissarische US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan hat am Dienstag bei einem Überraschungsbesuch im Irak versucht, die Gemüter zu beruhigen und die zunehmend Amerika-kritische Stimmung zu dämpfen. Zu dieser hat vor allem US-Präsident Donald Trump zuletzt mit seiner Aussage beigetragen, die US-Truppen würden weiter im Irak verbleiben, um von dort aus den Iran zu überwachen.
Im Irak gibt es immer mehr Stimmen, die den völligen Abzug des US-Militärs fordern. Jetzt gibt es sogar Befürchtungen, dass die 2000 US-Soldaten, die Trump bis Ende April aus Syrien abziehen will, nach Irak verlegt werden könnten. Dort sind derzeit noch 5200 US-Militärs stationiert. Shanahan, der auch mit Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi zusammentraf, wollte sich die irakischen Besorgnisse anhören und sie in seinen weiteren Planungen für Irak berücksichtigen.
Neue Hass-Tirade Trumps
Irak befindet sich in einer heiklen Lage, da die Spannungen zwischen seinen beiden wichtigsten Verbündeten, USA und Iran, immer mehr zunehmen. Zuletzt bedachte Trump die Islamische Revolution mit einer extrem unfreundlichen Twitter-Botschaft: „40 Jahre Korruption, 40 Jahre Unterdrückung, 40 Jahre Terror. Das Regime im Iran hat nur 40 Jahre des Versagens zustande gebracht.“
Iraks Präsident Barham Saleh rief dem US-Verteidigungsminister in Erinnerung, dass die Verfassung es verbiete, irakisches Territorium als Stützpunkt zu nutzen, um ein benachbartes Land zu attackieren. Die amerikanischen Truppen seien auf der Grundlage einer gemeinsamen Vereinbarung im Irak und jede Aktivität außerhalb dieses Rahmens „inakzeptabel“. Offiziell sind die US-Militärs nur noch als Berater im Irak, um die irakische Armee zu trainieren und sie im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ zu unterstützen. (Reuters, afp)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2019)