Manfred Pinterits, zuständig für die Integration in Wiens Schulen, über türkischsprachige Schulen.
WIEN (stu). Türkische Schulen in Wien? Damit kann Manfred Pinterits wenig anfangen: „Nein, das ist nicht integrationsfördernd“, meint der Wiener, der für Integrationsangelegenheiten im Stadtschulrat zuständig ist: „Das wäre auch ein falsches Signal.“ Wenn jemand seinen Lebensmittelpunkt in einem anderen Land habe, solle er dort auch das Schulsystem und die Sprache lernen. Deshalb plädiert Pinterits für einen Ausbau der Frühförderung, um Integrationsprobleme zu bekämpfen.
Man müsse das „ganz frühe Lernen der Kinder“ nützen. Nicht in seiner Funktion als Bezirksschulinspektor, sondern als Verfechter der Frühförderung, will er folgende Aussage verstanden wissen: Ein verpflichtendes Kindergartenjahr wie derzeit sei zu wenig. Man müsse Kinder mit nicht deutscher Muttersprache bereits viel früher in den Kindergarten bekommen; am besten gleichzeitig mit österreichischen Kindern: „Wenn jemand dann so früh in die sprachliche Betreuung einsteigt, dann kann man fast garantieren, dass diese Kinder keine Sprachprobleme zu Schulbeginn haben.“
Zeugnisse nicht anerkannt
Zu der aktuellen Diskussion über eine rein türkische Schule in Wien, gegen die sich Bürgermeister Michael Häupl nach eigenen Aussagen nicht wehren würde, meint Pinterits: „Türkische Schule ist der falsche Begriff.“ Es gehe hier nur um das Privatschulgesetz. Und das besagt: Wenn eine Organisation eine türkische Privatschule in Wien ausschließlich in türkischer Sprache mit türkischem Lehrplan betreiben will „bekommt sie kein Öffentlichkeitsrecht“. In anderen Worten: Zeugnisse und Abschlüsse einer derartigen Schule werden von Österreich nicht anerkannt – außer, man handhabt es wie in der französischen Schule Lycée: Die Unterrichtssprache ist zwar ebenso französisch wie der Lehrplan, allerdings gibt es auch einen Unterrichtsteil für österreichische Schüler, womit die Zeugnisse dieser Schule in Österreich anerkannt werden. Grundsätzlich gilt laut Pinterits in Österreich laut Gesetz aber: „Unterrichtssprache muss Deutsch, der Lehrplan österreichisch sein.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2010)