Prognosen

(c) Carolina Frank
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Es gibt nichts Schöneres, als mitten im Winter in ein Land zu fliegen, in dem es ewig Frühling ist.

Es gibt nichts Schöneres, als mitten im Winter in ein Land zu fliegen, in dem es ewig Frühling ist! Dorthin, wo unsere Zimmerpflanzen in zwanzigfacher Größe im Wald stehen und einem die Bananen und Mangos in den Mund wachsen. Da schaut man doch gern über manches hinweg, das vielleicht nicht so gut ist. Zum Beispiel die Milch im Caffè Latte, bei der es mehrere Monate her sein muss, dass sie frisch aus der Kuh kam. Oder das Leitungswasser, das mit Schwimmbad-Chemikalien versetzt wird, nachdem es frisch aus dem Berg sprudelte. Und die 18 Grad verlieren auch manchmal ein bisschen, wenn sie mit Wolken und Wind kombiniert sind. Vom Urlaubsort aus gesehen beginnt man bestimmte Dinge im eigenen Land mehr zu schätzen. Zum Beispiel die funktionierenden Heizungen oder die Gewohnheit, Fenster und Türen zu schließen. Sogar der heimische Wetterbericht gewinnt. Obwohl die ORF- Wetterseite einen Hang zur Schizophrenie hat und gern ein Sonnensymbol mit einem Regentext kombiniert oder umgekehrt. Aber immerhin liest man an verschiedenen Tagen verschiedene Prognosen. Im Urlaubsort dagegen gibt es nur eine Prognose: leicht bewölkt. Egal, ob es wolkig, stark bewölkt, bedeckt oder leicht bewölkt ist, regnet oder die Sonne scheint. Wahrscheinlich will man damit sagen: „Kann leicht sein, dass es morgen bewölkt ist." Oder: „Übermorgen ist es vielleicht bewölkt." Oder: „Das Leben ist schwer genug, da soll wenigstens der Himmel leicht bewölkt sein." Oder: „Die Gäste sind überwiegend fremdsprachig, also machen wir ihnen die Bewölkung etwas leichter." Die Restaurants zeigen ihren Gästen zur leichteren Verständlichkeit ja auch Fotos vom Essen. Und da weiß man ebenfalls erst, ob die Prognose stimmt, wenn die Realität vor einem steht.

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