EU will das Dollar-Monopol brechen

Symbolbild Raffinierie.
Symbolbild Raffinierie. (c) Clemens Fabry
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In Brüssel überlegt eine neue Arbeitsgruppe, wie der Euro den Dollar als Ölwährung ablösen könnte. Ein Euro-Ölpreis ist im Gespräch. Die OMV überlegt mit.

Wien. Niemand importiert mehr Öl als Europa. Aber der Großteil dieses Handels wird bis heute in Dollar abgewickelt. Die EU-Kommission will das jetzt ändern. Als Antwort auf die neuen Iran-Sanktionen Washingtons, bei denen die Vormachtstellung des US-Dollar wieder als Waffe eingesetzt wird. Und weil Brüssel es an der Zeit sieht, den Euro als Weltwährung endgültig zu etablieren – rund 20 Jahre nach seiner Einführung.

Zu diesem Zweck tagte am Donnerstag in Brüssel erstmals eine Arbeitsgruppe, deren Ziel der Kampf gegen das Monopol des Dollar im Energie- und Rohstoffhandel ist. Mit dabei sind laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters Vertreter der österreichischen OMV und der italienischen ENI. Reuters zitiert aus den Unterlagen für das Meeting: „Die EU ist der weltgrößte Importeur von Energie mit einer jährlichen Importmenge von rund 300 Milliarden Euro. Rund 85 Prozent davon wird in Dollar bezahlt.“ Die Schaffung der Arbeitsgruppe ist ein weiterer Schritt Europas weg vom Dollar, dessen Monopol als Weltwährung zunehmend infrage gestellt wird. Russland und China unterstützen die Bemühungen. „Washington mag keine Kartelle, so wie die Opec“, sagte ein Teilnehmer des Meetings zu Reuters: „Aber wie kann man einen Markt haben, der nur von einer Währung dominiert wird – dem Dollar?“

Ende des Petrodollar?

Worum es bei den Besprechungen konkret gehen wird, ist zwar offiziell nicht klar. Rein zufällig hat die Denkfabrik Bruegel aber am Tag davor einen Beitrag publiziert, in dem ein Europreis für den Ölmarkt vorgeschlagen wird. „Energiehandel in Euro würde die ökonomische Unabhängigkeit Europas fördern“, so die Bruegel-Ökonomin Elina Ribakova in dem Beitrag. Ein Wechsel zu Lieferverträgen in Euro würde „zu einer bedeutenden Änderung der Macht in Energiemärkten“ führen. Europa importiert sein Öl vor allem aus Kasachstan, Norwegen, Nigeria und Russland. Aus Saudiarabien kommen nur sechs Prozent der Ölimporte. Das Land gilt als engster Verbündeter Washingtons und als Stütze des sogenannten Petrodollar-Systems. Die Frage nach der dominanten Ölwährung ist nämlich hochpolitisch. Weil man Dollar braucht, um Öl zu kaufen, gibt es permanent Dollarnachfrage.

Ökonomisch hatte es für Europa aber nie Sinn, seine Importe in Dollar zu bezahlen, das war stets ein Zugeständnis an die USA. Jetzt, da US-Präsident Donald Trump den Iran-Deal aufgekündigt hat, scheint dieser Deal auch beendet. Der Vorstoß der EU-Kommission ist aber in der Eurozone nicht umstritten. Bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt gibt es viele, die die Frage nach der besten Ölwährung allein dem Markt überlassen wollen. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2019)

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