„Zurücklehnen gibt es nicht“

(c) Akos Burg
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Porträt. Kunden zuzuhören ist eine Erkenntnis, die Immounited-Gründer Roland Schmid gewonnen hat. Heute versorgt er die Immobilienbranche mit Daten. Davor musste er einmal scheitern.

Die Begeisterung für das, was er tut, ist zu spüren. Roland Schmid liefert individuelle Informationen rund um Liegenschaftsobjekte samt Grundbuchsdaten online. Er sei ein guter Verkäufer, sagt der Gründer von Immounited über sich selbst. Dienstleistung sei ihm wichtig. Genauso, dass das Produkt stimmt.

Wie wichtig diese Mischung und dazu technisches Verständnis ist, lernte der 42-Jährige an mehreren beruflichen Stationen. Zunächst bei der Bawag, wo er österreichweit eine neue CRM-Lösung einführte und später den Onlineauftritt verantwortete. Später als Key Accounter bei Colt Telecom und Vertriebsleiter der Rechtsdatenbank RDB.

Im Jahr 2004 gründete er Lexunited, eine Plattform für internationale juristische Fachliteratur. Quasi mit dem Familiensilber als Startkapital, wie Schmid sagt. Doch der Versuch scheiterte. Das Produkt passte nicht. Ein herber Rückschlag für den Ehrgeizigen, in jeder Hinsicht.

Immo-Daten nahezu in Echtzeit

Ein Jobangebot als Vertriebsleiter schlug er aus, um es 2006 noch einmal zu versuchen. Mit von seiner Mutter geborgten 5000 Euro und der Unterstützung eines Freundes bewarb er sich um den Zuschlag als Verrechnungsstelle auf eine Ausschreibung der Justiz. Er erhielt ihn, neben anderen Unternehmen. Als Verkäufer mit technischem Verständnis „war ich viel bei den Kunden und habe viel über den Kundenbedarf gelernt“. Etwa, dass es selbst für Profis in Banken, Versicherungen, Bauträgern, für Projektentwickler, Makler, Rechtsanwälte und Notare durchaus mühsam ist, Grundbuchsdaten und vor allem die Urkundensammlung auszuwerten. Darauf konzentriert sich Immounited, das Unternehmen, das Schmid 2007 gründete.

Ein großer Teil seiner 70 Mitarbeiter ist heute damit beschäftigt, für mehr als 2000 Kunden und rund 7500 Anwender Immobilien-Transaktionsdaten inklusive Kaufpreis nahezu in Echtzeit zu sammeln und auszuwerten. Manuell, denn künstliche Intelligenz liefert in diesem Bereich noch nicht die gewünschte und notwendige Genauigkeit.

Gemessen und analysiert werden einzelne Lagen, genauso wie generelle Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Diese für die Bewertung relevanten Daten brachten eine neue Transparenz. Die, wie Schmid sagt, „nicht unbedingt von allen gewollt war“. Seine Kunden aber schätzen das Datenmaterial. „Und diese sind König“, sagt er.

Wenn die Kunden König sind, können die Mitarbeiter es nicht sein. „Ja“, sagt Schmid, „die Mitarbeiter verstehen, dass die Kunden vorgehen.“

Daher versuche er, den Mitarbeitern vieles zu bieten, etwa dass ihre Freizeit nicht zu kurz kommt, und jedenfalls ein familiäres Umfeld. „Jeder muss etwas beitragen, damit die Familie überlebt.“ Was er daher vorlebt und erwartet, sind Vertrauen, Loyalität und Einsatzbereitschaft.

Beruf ist sein Hobby

Denn, sagt er, auch wenn man erfolgreich ist, „als Unternehmen hat man es nie geschafft. Jeder Tag ist ein Risiko. Ein Zurücklehnen gibt es nicht.“ Sei er länger auf Urlaub, packe ihn durchaus auch das schlechte Gewissen, nicht für seine Leute da zu sein. Der Beruf ist schließlich auch sein Hobby.

Allerdings nicht das einzige. Er ist großer Rapid-Fan und seit einiger Zeit Sponsor des Traditionsklubs. Aber auch das Fußball-Nationalteam sponsort er, den Skifahrer Michael Matt, Golf und Reitsport. Außerdem unterstützt er den Österreichischen Filmpreis, die Nationalbibliothek und die Art Experience in Baden.

Diese Form des Engagements ist ihm lieber als klassische Werbung. „Mir gefällt der Netzwerkgedanke hinter dem Sponsoring“, sagt Schmid. „Jede Veranstaltung bietet eine Plattform, damit sich die Kunden vernetzen können.“ Ein Zusatznutzen also für seine Kunden neben dem eigentlichen Produkt. Sponsoring strahle außerdem nach außen Sicherheit und Nachhaltigkeit aus, „dass man mehr als ein Start-up ist“.

Und er möchte damit auch etwas zurückgeben. Apropos zurückgeben: Den Wert des Familiensilbers hat er zurückgezahlt, das Geld, das ihm seine Mutter geborgt hat, ebenso.

Zur Person

Roland Schmid (42) ist Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensgruppe, die einerseits als staatliche Verrechnungsstelle der Republik tätig ist, andererseits Immobiliendaten (von Kaufpreisen bis zu virtuellen Besichtigungstouren) zur Verfügung stellt. Schmid war davor u. a. für die Bawag, Colt Telecom und die RDB Rechtsdatenbank aktiv. 2004 beendete er berufsbegleitend das Studium Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung, das er einige Jahre zuvor abgebrochen hatte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2019)

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