Der Einkauf, ein Männerhort

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Gender Pay Gap im Einkauf: Je höher die Ebene, desto größer die Diskrepanz.

Starker Gender Pay Gap, starker Nachholbedarf bei Digitalisierung

Warum verdient ein männlicher Einkaufsleiter so viel mehr als ein weiblicher? Einige Antworten gibt eine neue Studie des Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum ÖPWZ und von KPMG. Sie wertete Daten von 146 heimischen Einkäufern quer über alle Größen, Branchen und Reifegrade aus.

Über alle Teilnehmer ergibt sich ein Jahresbrutto von durchschnittlich 73.900 Euro. Allerdings: Die Männer verdienen im Schnitt 78.600 Euro, die Frauen 50.900 Euro. Woher kommt diese Diskrepanz?

Zuallererst aus dem Rang. Am stärksten wirkt sich der Gap auf der obersten Einkaufsebene aus, der Einkaufsleitung. 89.900 Euro beträgt hier das durchschnittliche Jahresbrutto, davon 11.300 Euro Bonus. Weil männliche Einkaufsleiter überwiegend zu größeren Unternehmen tendieren und dort eine größere Führungsspanne haben, verdienen sie so viel mehr als ihre gleichrangigen Kolleginnen, die sich überwiegend mit kleineren Unternehmen und kleinerer Führungsspanne zufriedengeben.

Auch das Alter spielt mit: Bei den 40- bis 50-Jährigen beträgt der Gap auffallende 54 bzw. 67 Prozent, bei den 20- bis 30-Jährigen ist er mit drei bis sieben Prozent überschaubar.

Studium nicht so wichtig

Deswegen ist die Gehaltsverteilung bei den folgenden Ebenen homogener. Strategische Einkäufer beiderlei Geschlechts verdienen im Schnitt 65.500 Euro Jahresbrutto, davon 6400 Euro Bonus, operative Einkäufer 52.400 Euro Jahresbrutto, davon 5.700 Euro Bonus.

Fazit: Persönliche Faktoren korrelieren stärker mit dem Gehalt als unternehmensbezogene. Ganz obenauf steht das Geschlecht (Faktor 0,79), gefolgt von der Anzahl der Überstunden (auch bei All-in-Verträgen, Faktor 0,49), dem persönlich verantworteten Einkaufsvolumen (0,46), Alter (0,43), der Anzahl der geführten Mitarbeiter (0,40), Einkaufserfahrung (0,37), Unternehmenszugehörigkeit (0,29) und höchstem Bildungsabschluss (0,24).

Anders gesagt: Studiert muss man nicht haben, aber ein Mann sollte man sein, wenn man gut verdienen will. Digitalisierung, bitte warten.

Digitalisierungsmuffel

Ebenfalls abgefragt wurde, wie relevant die Digitalisierung für den Einkauf ist. Nur etwa die Hälfte bejahte das eindeutig, für etwa 17 Prozent ist die Digitalisierung überhaupt kein Thema.

Noch ein Befund: 45 Prozent gestehen sich vertiefte Excel Kompetenz (Power Pivot, Szenario-Manager, weitere AddIns) zu. 29 Prozent beherrschen auch Spezial-Business-Software, 20 Prozent solche zur Visualisierung. Vereinzelt sind auch digitale Einkaufsmethoden wie Katalog-, SRM-Systeme oder automatische Bestellungen implementiert. Knapp die Hälfte aber gibt zu, nichts davon zu beherrschen.


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