Die Schande des Missbrauchs

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Im Vatikan treffen die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen zu einem Krisengipfel zusammen.

Rom. Ein Novum im Vatikan steht unmittelbar bevor. Spätestens bis Donnerstag müssen sich alle Vorsitzenden der Bischofskonferenzen in Rom zum Rapport beim Papst eingefunden haben. Er hat eine bis Sonntag dauernde Konferenz zum Thema Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester anberaumt. Nimmt der entscheidende Wandel in der Kirche seinen Anfang?

1. Warum wird ausgerechnet jetzt im Vatikan über Missbrauch beraten?

Mehr als 15 Jahre nach Bekanntwerden des ersten großen Skandals von sexuellem Missbrauch in den USA und nach unzähligen Enthüllungen während der vergangenen Jahre hat Papst Franziskus 2018 die Konferenz für heuer angesetzt. In Österreich wurden seit neun Jahren fast 2000 Opfer von der Kommission, der Waltraud Klasnic vorsteht, anerkannt. Im September vergangenen Jahres legte die Deutsche Bischofskonferenz eine Studie vor, wonach in den Jahren von 1946 bis 2014 mindestens 1670 Kleriker 3677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben. Die Kirche im US-Staat Pennsylvania hat einen Monat zuvor von mehr als 300 Priestern berichtet, die sich in 70 Jahren an mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen vergangen haben. Einige US-Diözesen gingen wegen Schadenersatzzahlungen bankrott. Auch Enthüllungen über die Kardinäle George Pell und Theodore McCarrick erschütterten die Öffentlichkeit.

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