Seltsame Geschäfte: ÖOC handelte mit Gebrauchtwagen

Heinz Jungwirth.
Heinz Jungwirth.(c) GEPA (Josef Bollwein)
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Das Österreichische Olympische Comité steht im Verdacht, teure Autos gekauft und als Gebrauchtwagen an Günstlinge billig verscherbelt zu haben.

WIEN. „Ich bin ein toter Mann!“, hat Heinz Jungwirth vor einigen Wochen in einem Interview mit der „Presse am Sonntag“ erklärt. Der ehemalige Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités hat seither geschwiegen. Ein „Profil“-Interview mit Hans Holdhaus, dem Leiter des Instituts für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB), zuletzt Chef de Mission bei den Winterspielen in Vancouver, brachte Jungwirth nun doch wieder zum Reden. „Halbwahrheiten“, wie der Ex-ÖOC-Generalsekretär es im Gespräch mit der „Presse“ bezeichnete, würden ihn doch etwas verwundern. Holdhaus' Angriffe sieht Jungwirth als Retourkutsche: „Weil ich keine Erklärung abgebe, dass Holdhaus mit dem ÖOC nichts zu tun hatte.“

Am meisten verärgert ist Heinz Jungwirth über die Art und Weise, wie das Sportministerium mit ihm umgehe. Die Bezüge des karenzierten Ministerialrats wurden eingestellt. „Ohne Vorwarnung“, wie Jungwirth behauptet. „Ich habe nur einen Zettel vom Bundesrechenamt bekommen – datiert vom 17. März 2010. Auszuzahlender Betrag: 0 Euro“, schildert Jungwirth. „Zufällig der Tag der ÖOC-Vorstandssitzung.“

Jungwirth, der sich im Krankenstand befindet, ist sich keiner Schuld bewusst. „Ich habe alle meine Aufgaben erledigt“, meint er. Erst am Montag habe er im Heeresspital eine weitere Untersuchung im Rahmen der Diensttauglichkeitsprüfung über sich ergehen lassen. „Es stimmt auch nicht, dass ich suspendiert bin!“

Disziplinäre Vergehen

Im Sportministerium vertritt man eine andere Meinung. „Die Gehälter wurden eingestellt, weil es den Verdacht auf disziplinäre Vergehen gibt“, erklärt Stefan Hirsch, Pressesprecher von Minister Norbert Darabos (SPÖ). „Ein Schreiben konnte nicht zugestellt werden, weil es von der Post nicht behoben wurde.“ Dass Jungwirth suspendiert sei, das stimme tatsächlich nicht. „Eine Fehlinformation.“ Ändere aber nichts an der Tatsache, dass Heinz Jungwirth nur deshalb karenziert wurde, weil er einen Job beim Europäischen Olympischen Comité hätte bekommen sollen. Dazu ist es aber nie gekommen, das Ministerium fühlt sich daher getäuscht.

Ein wenig getäuscht fühlt sich auch Heinz Jungwirth. Ins schiefe Licht ist Hans Holdhaus geraten, ISMB-Leiter, Mitglied der Ethik-Kommission der Nationalen Antidopingagentur. Es geht um den Ankauf von einigen Autos, die über das ÖOC gelaufen sind. „Das waren drei, vier Autos“, so behauptet Holdhaus. „Jungwirth hat vorgeschlagen, doch Audis zu nehmen, das ÖOC hätte da sehr gute Konditionen.“ Gekauft und bezahlt vom ISMB. „Ich selbst war ja eigentlich jahrelanger Peugeot-Fahrer.“

Neuer Gebrauchtwagen

Heinz Jungwirth erzählt den Deal ein wenig anders. „Hans Holdhaus ist mir wegen günstiger Autos in den Ohren gelegen und hat mich angeraunzt. Zuerst hat er von Kleinbussen gesprochen – ganz konkret hat es sich aber um einen Audi A6 gehandelt. Wir haben das neue Auto angekauft. Das ÖOC ist aber keinen Kilometer damit gefahren.“ Von Anfang an sei Holdhaus mit dem Wagen gefahren. „Nach einigen Monaten haben wir das Auto an Holdhaus verkauft“, sagt Jungwirth. Als Gebrauchtwagen. Das Datum des Kaufs ist bekannt: 18. 7. 2005. Holdhaus betont: „Ich persönlich habe das Auto nicht gekauft. Das war ein ganz legales Geschäft.“ Fix scheint: Es war vor allem ein schlechtes Geschäft fürs ÖOC.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2010)

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