Der deutsche ehemalige Chef der Glaubenskongregation bemängelt die Vorbereitungen und sieht die katholische Kirche zu sehr im Fokus der Debatte. Das Zölibat trage nicht zu Missbrauch bei.
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat die Vorbereitungen für die anstehende Kinderschutzkonferenz von Papst Franziskus im Vatikan kritisiert. Es seien weder die Daten noch das "Know-how" der Glaubenskongregation, die für Strafverfahren gegen Priester in Missbrauchsfällen zuständig ist, abgefragt worden, noch die päpstliche Kinderschutzkommission konsultiert worden.
"Ich hoffe, dass es anderweitig gelingt, wissenschaftliche Standards einzuhalten", sagte der ehemalige Chef der Glaubenskongregation der Deutschen Presse-Agentur in Rom.
Zölibat nicht Grund für Missbrauch
Zu dem Gipfel im Vatikan kommen ab Donnerstag die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt und leitende Vertreter vieler Ordensgemeinschaften. "Man verspielt die Chance eines Neuanfangs, wenn man sich in vagen und verallgemeinerten Schuldzuweisungen an 'die' Kirche oder 'die' Priester aus der Affäre zieht", betonte Müller. Die wahren Ursachen für Missbrauch von Kindern seien unter anderem "im Niedergang des priesterlichen Ethos in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts" und in der Nichtbeachtung des sechsten Gebotes ("Du sollst nicht ehebrechen") zu finden.
Müller sieht die katholische Kirche unter Generalverdacht gestellt. "Das mediale Interesse richtet sich derzeit fast nur auf die katholische Kirche." Missbrauch komme aber in allen gesellschaftlichen Gruppen vor - sowohl bei verheirateten als auch bei unverheirateten Menschen. Das Zölibat - also die Ehelosigkeit von Priestern - trage nicht zu Missbrauch bei.
(APA/dpa)