Geheimnis um Iffland-Ring wird erst nach Ganz' Beerdigung gelüftet

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Das "Kronjuwel des deutschsprachigen Theaters" wird testamentarisch vermacht, der (erste) Favorit von Bruno Ganz starb schon 2014: Es war Gert Voss.

Mit Bruno Ganz ist am Wochenende nicht nur ein wunderbarer Schauspieler, ein Meister der Sprache und ein Poet gestorben, sondern auch der Träger des Iffland-Ringes. Wer dieses "Kronjuwel des deutschsprachigen Theaters", das testamentarisch von Träger zu Träger vermacht wird, nun erhält, bleibt aber noch ein Geheimnis. Die Bekanntgabe werde erst nach der Beerdigung von Bruno Ganz stattfinden, hieß es aus dem Burgtheater. Der Brief, mit dem Ganz seinen Nachfolger bestimmt hat, ist - wie es sein soll - bei der Bundestheater-Holding hinterlegt. 2014, nach dem Tod von Gert Voss, hatte Ganz seine Verfügung ändern müssen - er hatte Voss als Nachfolger vorgesehen.

Der Iffland-Ring besitzt eine weitreichende Tradition: Laut Überlieferung wurde er von Goethe dem Schauspieler, Dramatiker und Theaterleiter August Wilhelm Iffland (1759-1814) übergeben und ist dem jeweils bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler weiterzugeben. Der Ring aus Eisen trägt einen großen, blauvioletten Halbedelstein, den der Kopf des Künstlers ziert, umgeben von achtundzwanzig kleinen Diamanten.

Ein Fluch, der auf dem Ring lastet

Als Theaterleiter hatte Iffland Berlin zur führenden Theaterstadt gemacht. Den Iffland-Ring hat der Künstler der Legende nach 1813 an Ludwig Devrient übergeben. Es entstand eine Tradition der Weitergabe des Ringes an den "Würdigsten". Albert Bassermann bestimmte 1911 einen Ringträger, der tödlich verunglückte - und auch der zweite Auserwählte starb. Bassermann kam zur Überzeugung, dass ein Fluch auf dem Ring liegen müsse und weigerte sich, weitere Nachfolger zu bestimmen. Er übergab den Ring 1935 dem Bundestheatermuseum in Wien, der bis zu seinem Tode in der Obhut des österreichischen Unterrichtsministeriums bleiben sollte.

Der Iffland-Ring sowie der von Josef Meinrad verfasste Brief.
Der Iffland-Ring sowie der von Josef Meinrad verfasste Brief. (c) APA

Nach Bassermanns Ableben beschloss der damalige Unterrichtsminister, dass die legendäre Tradition des Ringes per Statut fortgeführt werden sollte. Eine Jury entschied 1954, den Ring Werner Krauß zuzuerkennen.

Seitdem hat der jeweilige Träger des Ringes "spätestens drei Monate nach der Verleihung" seinen Nachfolger in einem verschlossenen und "womöglich versiegelten" Schriftstück zu nennen und dieses der Bundestheaterverwaltung zu übermitteln.

Das Schriftstück, das Werner Krauß deponierte, lautete "Ich habe den Wunsch, daß nach meinem Tode den Iffland-Ring Josef Meinrad erhält". Dieser übernahm den Ring 1959 auf der Bühne des Burgtheaters. Nach seinem Tod 1996 war eine Verfügung über den Nachfolger zunächst nicht auffindbar und wurde erst nach zweitägiger Suche im Archiv des damaligen Bundestheaterverbandes gefunden. "Mein Wunsch ist es, daß nach meinem Tode Bruno Ganz den Ifflandring erhält", stand darauf zu lesen.

Nur Männer können den Iffland-Ring bekommen

Das Rätselraten, wer der nächste Träger wird, ist bereits in Gang. Bisher wurde er nicht an Frauen vergeben - er war Männern vorbehalten. Für Schauspielerinnen gibt es den (weitaus weniger bekannten) Alma-Seidler-Ring; er wurde 1978 von der österreichischen Bundesregierung als weibliches Gegenstück zum traditionsreichen Iffland-Ring gestiftet. 

(APA)

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