Kurz nicht nervös vor Trump-Treffen: "Lasse mich überraschen"

Ein Bild vergangenen Samstag, als Bundeskanzler Kurz in Japan von Hiroshima nach Tokio flog. Heute geht es von Wien aus in die USA.
Ein Bild vergangenen Samstag, als Bundeskanzler Kurz in Japan von Hiroshima nach Tokio flog. Heute geht es von Wien aus in die USA.APA/HARALD SCHNEIDER
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Beim Treffen mit dem US-Präsidenten wird auch die Rücknahme von IS-Kämpfern aus Syrien Thema, glaubt der Bundeskanzler, der sich auch um eine Entschärfung des Handelskriegs bemühen will.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Dienstag zu seinem ersten offiziellen USA-Besuch aufgebrochen. In Statements vor den mitreisenden Journalisten äußerte Kurz vor dem Abflug die Erwartung, dass die US-Seite auch die Frage der Zurücknahme von in Syrien gefangenen IS-Kämpfern ansprechen werde. "Wir sind da sehr zurückhaltend, für uns geht der Schutz der österreichischen Bevölkerung natürlich vor."

"Ich nehme an, dass die amerikanische Seite das ansprechen wird", sagte Kurz. Österreich sei hier "nicht sonderlich betroffen". Es gebe einige Fälle, die Österreich "natürlich prüfen" werde. Trump hatte die europäischen Staaten aufgefordert, in Syrien gefangene IS-Kämpfer zurückzunehmen und widrigenfalls mit ihrer Freilassung gedroht.

"Ich lasse mich überraschen"

"Ich glaube, auf einen Termin bei Donald Trump kann man sich nicht wirklich vorbereiten", sagte Kurz auf entsprechende Journalistenfragen. Gesprächspartner Trumps hätten nämlich berichtet, dass diese Gespräche "durchaus anders ablaufen", sagte Kurz in Anspielung auf die erratische Natur des US-Präsidenten. "Ich lasse mich überraschen." Zugleich betonte der Kanzler, dass die zu besprechenden Fragen durchaus "ernst" seien und er sich inhaltlich darauf vorbereitet habe.

Nervös sei er nicht, sagte er auf eine entsprechende Frage, "aber es ist natürlich ein interessanter Termin, das gebe ich schon zu". "Ich durfte bisher viel erleben, aber ein Gespräch mit einem amerikanischen Präsidenten ist natürlich immer etwas Besonderes".

Handelskrieg nicht verschärfen

Der Kanzler wies auch darauf hin, dass Österreich traditionell ein gutes Verhältnis zu Russland habe. Deshalb sei es gut, dass es nun auch einen Kontakt zu den USA gebe, die der zweitwichtigste Handelspartner Österreichs seien. Hauptanliegen der US-Reise sei, dazu beizutragen, "dass der Handelskrieg zwischen Europa und den USA nicht immer mehr an Dynamik aufnimmt."

Kurz bekräftigte auch die Differenzen mit den USA in Sachen Iran-Atomdeal, aus dem sich Washington zurückgezogen hat. "Hier haben wir eine ganz andere Position als die USA. Wir stehen zum Deal mit dem Iran", weil er das iranische Atomprogramm kontrolliere. "Das erhöht die Sicherheit für uns alle". Der Kanzler fügte hinzu, dass es "keine Toleranz" geben dürfe, wenn die Sicherheit Israels infrage gestellt werde.

Vor dem Abflug in Wien-Schwechat wurde er nicht nur von der großen Journalistendelegation in Beschlag genommen, sondern musste auch Selfie-Wünsche amerikanischer Touristen erfüllen. Kurz wurde am Dienstagnachmittag (Ortszeit, Mitternacht Wiener Zeit) in Washington erwartet, wo als erster Programmpunkt ein Abendessen mit US-Außenminister Mike Pompeo stattfinden sollte. Das Treffen mit Trump ist für Mittwochnachmittag (Ortszeit) angesetzt.

(APA)

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