"Plumpe, sexistische Äußerungen": Jarolim schreibt Brief an Trump

Hannes Jarolim, SPÖ
Hannes Jarolim, SPÖAPA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Der SPÖ-Justizsprecher kritisiert das "erschreckende Bild", das US-Präsident Trump abliefere. Österreichs Kanzler Kurz unterstellt er, dem umstrittenen Mauerbauprojekt an der Grenze zu Mexiko wohl einiges abgewinnen zu können.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sitzt derzeit im Flugzeug auf dem Weg in die USA. Dort wird er um Mitternacht ankommen und morgen, Mittwoch, mit US-Außenminister Mike Pompeo und US-Präsident Donald Trump zusammentreffen. An letzteren wendet sich schon jetzt der SPÖ-Justizsprecher Johannes Jarolim in einem offenen Brief, verfasst in deutscher und englischer Sprache, der der "Presse" vorliegt.

"Gestatten Sie, dass ich Ihnen als Abgeordneter des österreichischen Parlaments diesen persönlichen Brief übermittle", beginnt Jarolim das Schreiben an Trump als dessen Grund er den Umstand anführt, "dass Ihre Präsidentschaft, insbesondere die Art und Weise, wie Sie Ihr Amt ausüben, in der Geschichte der Vereinigten Staaten einen besonderen Stellenwert errungen hat".

>>> Leitartikel: Sebastian Kurz' 15 Minutes of Trump

Er verweist auf die Rede der deutschen Kanzlerin Angela Merkel bei der Münchner Sicherheitskonferenz, in der sie Trump und dessen Politik scharf kritisiert hatte (siehe Video unten) und stellt sie in eine Reihe mit "brillanten Politikern" - um gleich einen Seitenhieb auf Trump beizufügen: "Irritierend im Vergleich zu diesen großartigen Persönlichkeiten ist das erschreckende Bild, welches Sie in der kurzen Zeit ihres Wirkens einer teils belustigten, teils entsetzten Weltgemeinschaft geliefert haben."

Es entstehe der Eindruck, so Jarolim, "dass Ihre plumpen sexistischen Äußerungen über Ihr weibliches Umfeld keine Ausnahme in Ihrem Denken und Handeln darstellen, sondern geradezu typisch für Ihre Einstellung gegenüber Menschen sind". Er unterstellt dem Präsidenten weiters Intoleranz und Unkenntnis über westliche globale Umstände und Entwicklungen, die eine Sehnsucht "nach vergangenen großartigen Persönlichkeiten in der Kette von US-Präsidenten" hervorrufen würden. Vielmehr benötige es Zusammenarbeit, damit "unser Planet und damit auch wir überleben können".

Jarolim: Kurz kann Mauer sicher einiges abgewinnen

Abschließend kommt der Nationalratsabgeordnete noch auf den Besuch von Kurz zu sprechen und zeigt sich verwundert darüber, wie bei einer Unterredung von der "Dauer von 15 Minuten" eine angekündigte "umfassende Klärung der Weltlage" passieren solle. Er warte jedenfalls "mit großer Spannung" auf das Ergebnis des Treffens, betont Jarolim.

Bevor der 64-Jährige seinen Brief unterzeichnet, fügt er noch Kritik an Bundeskanzler Kurz ein: "Bis dato hat Herr Kurz die Bevölkerung Österreichs mangels ausgeprägter Kommunikation über allfällige Zukunftspläne eher im Dunkeln gelassen, immerhin hat er seine Wahlkampagne dem zentralen Thema 'Grenzsperren Europas' gewidmet und kann daher sicher auch dem von Ihnen geplanten Mauerbau an der mexikanischen Grenze Vieles abgewinnen."

Die Rede von Angela Merkel bei der Sicherheitskonferenz in München:

(hell/aich)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein Bild vergangenen Samstag, als Bundeskanzler Kurz in Japan von Hiroshima nach Tokio flog. Heute geht es von Wien aus in die USA.
Außenpolitik

Kurz nicht nervös vor Trump-Treffen: "Lasse mich überraschen"

Beim Treffen mit dem US-Präsidenten wird auch die Rücknahme von IS-Kämpfern aus Syrien Thema, glaubt der Bundeskanzler, der sich auch um eine Entschärfung des Handelskriegs bemühen will.
U.S.  President Trump declares national emergency while speaking about southern border security at the White House in Washington
Außenpolitik

Wie das Weiße Haus sich auf Kurz vorbereitet

Die Stippvisite des Bundeskanzlers in Washington ähnelt jener von Angela Merkel im Vorjahr.
Rendi-Wagner kritisiert Kurz Lob für Trump
Außenpolitik

Rendi-Wagner kritisiert Kurz-Lob für Donald Trump

Bundeskanzler Sebastian Kurz lobte Donald Trumps außenpolitische Agenda im "Presse"-Interview als "sehr erfolgreich". SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner reagiert darauf in einer Aussendung, sie hält dies für "äußerst gefährlich".
Außenpolitik

Sebastian Kurz: "Trump betreibt zum Teil eine sehr erfolgreiche Außenpolitik"

Der Kanzler kritisiert vor seinem Treffen mit Donald Trump im Weißen Haus den Protektionismus der USA als "brandgefährlich". Im Kräftespiel zwischen den USA, Russland und China müsse die EU mehr für ihre eigenen Interessen eintreten.
Bundeskanzler Kurz, hier in  Hiroshima, gab der „Presse am Sonntag“ am Rande seiner Ostasien-Reise
Außenpolitik

Der Überlebende von Hiroshima

In Japan traf der Kanzler Zeitzeugen der Atombombenabwürfe.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.