Priester als Väter: Vatikan will klare Regeln

Der Papst wird diese Woche anlässlich seines Anti-Missbrauchsgipfels mit vielen Fragen konfrontiert.
Der Papst wird diese Woche anlässlich seines Anti-Missbrauchsgipfels mit vielen Fragen konfrontiert.REUTERS
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Vatikansprecher Gisotti bestätigt ein internes Dokument der Kleruskongregation. Der Vater müsse seine Pflichten gegenüber Kind und Frau erfüllen. Doch ist das vereinbar mit dem Priesteramt?

Zum Umgang mit Priestern, die Vater eines Kindes werden oder sind, hat der Vatikan eigene Richtlinien erstellt. Wie der kommissarische Vatikansprecher Alessandro Gisotti der "New York Times" (Dienstag) bestätigte, gebe es ein solches internes Dokument der Kleruskongregation, berichtet Kathpress.

In einem Brief der Kommission an "Coping International", eine Selbsthilfeplattform von Kindern katholischer Priester, hieß es damals, das Thema werde von jener vatikanischen Arbeitsgruppe bearbeitet, die auch die Richtlinien zur Prävention von Missbrauch in der Kirche entwickelt hat. Die Richtlinien sehen vor, dass der Priester vor allem seinen Vaterpflichten nachkommen und sich um das Kind und dessen Mutter kümmern soll.

Das Wohl des Kindes als "primäres Anliegen"

Eigens erwähnt wurden damals entsprechende Richtlinien der Irischen Bischofskonferenz vom Sommer 2017. Darin heißt es: "Wenn ein Priester Vater eines Kindes wird, soll das Wohl des Kindes sein primäres Anliegen sein."  Die Richtlinien der irischen Kirche sehen nicht zwingend vor, dass der Vater den Priesterstand verlassen muss. Doch der werdende Vater müsse "zu seiner Verantwortung stehen - persönlich, rechtlich, moralisch und finanziell". Bei allen Überlegungen sei die Mutter des Kindes voll einzubeziehen.

Mit ihrer Leitlinie "Grundsätze der Verantwortung von Priestern, die Kinder zeugen" reagierten Irlands Bischöfe unter anderem auf die Initiative des irischen Coping-Gründers Vincent Doyle. Doyle hatte 2011 nach dem Tod seiner Mutter erfahren, dass sein leiblicher Vater ein katholischer Priester gewesen sei. "Es ist der nächst Skandal", sagte Dolye der "New York Times". "Da sind überall Kinder." Offizielle Zahlen gibt es nicht. Doyle sagt, die Webseite seiner Organisation habe 50.000 User in 175 Ländern.

Päpste gegen Priester-Väter in Amt und Würden

Seit einigen Jahren öffnet sich die Kirche dem für sie heiklen Thema. Da die Priester der lateinischen Kirche zölibatär leben sollen, dürften sie keine Kinder haben. Der frühere Papst Benedikt XVI. hatte im Interviewband "Licht der Welt" 2010 gefordert, Priester, die mit Frauen zusammenlebten, "müssten" heiraten; "Lüge und Verheimlichung" dürfe es nicht geben.

Von Papst Franziskus gibt es wenige Stellungnahmen zu dem Thema. In einem Buch aus dem Jahr 2010 mit dem Titel "Über Himmel und Erde", schrieb der damalige Erzbischof von Buenos Aires als Co-Autor, dass, wenn ein Priester im Moment der Leidenschaft den Schwur des Zölibats bricht, er möglicherweise in seinem Amt bleiben könnte, nicht aber, wenn er ein Kind gezeugt habe.

Bei dem am Donnerstag beginnenden Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan rücken derzeit auch andere Probleme zu den Themen Sexualität und Klerus ins öffentliche Bewusstsein.

>> Der Artikel der "New York Times"

(APA)

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