Publikumstanz zerstört Hose: Ein Eisbrecher für den Opernball

Die Tanzlehrer Maria und Christoph Santner (l.) mit Opernballorganisatorin Maria Großbauer und Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.
Die Tanzlehrer Maria und Christoph Santner (l.) mit Opernballorganisatorin Maria Großbauer und Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner.(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Eine Nachhilfestunde für die Quadrille, ein Moderator einer Auktion, der selbst mitsteigert, und ein Auktionator, der seine Hose opfert.

Es soll am Opernball alles gut aussehen. Auch, wenn die Profis nach der Eröffnung die Tanzfläche den Amateuren überlassen. Ganz besonders gilt das für die Quadrille, die um Mitternacht und danach weitere zwei Mal getanzt wird. Nun, eine kleine Gruppe von Ballgästen hat sich für den Publikumstanz vorbereitet – mit einer Nachhilfestunde am Montagabend bei den Opernball-Tanzlehrern Maria und Christoph Santner.

Wobei der Begriff Nachhilfe in die Irre führt – es ist eine eigene Veranstaltung, zu der Opernballorganisatorin Maria Großbauer zum dritten Mal eingeladen hat. „Alles, was in Wien einmal gemacht wurde, ist schon eine Tradition“, sagt Staatsoperndirektor Dominique Meyer bei der Begrüßung im Marmorsaal des Hotels Sacher. Dazu gehört nun also, dass sich die Gäste in der Quadrille versuchen – und dass bei einer Auktion Geld für den guten Zweck gesammelt wird. Nun, zunächst zum Tanz – der trägt anfangs noch eher das Attribut orientierungslos als präzise. Aber es wird. „Zu Beginn gibt es eine kleine Verbeugung vor dem eigenen Partner“, sagt Maria Santner, „dann schauen wir, wo das rechte Bein ist – und dann machen wir ein kleines Compliment dem Paar gegenüber.“

Die Publikumsquadrille ist ein fester Bestandteil des Wiener Opernballs. Ihr Zweck ist vor allem, das Eis zu brechen. Weil man mit anderen Ballbesuchern Blicke tauschen und auf lockere Art ins Gespräch kommen kann. Und auch wenn es am Anfang noch ziemlich ruckelt – allzu viel Expertise braucht es dann doch nicht, immerhin wird jede Bewegung von Maria Santner angekündigt und eingezählt. Als dann zum ersten Mal mit Musik getanzt wird – traditionell ist es die Fledermausquadrille von Johann Strauß Sohn –, stellt sich sogar fast schon so etwas wie Routine ein.

Ganz ohne Opfer geht es aber doch nicht. „Die Hose des Auktionators wurde zerstört“, ruft Karl Hohenlohe ins Publikum, als er zum zweiten Teil des Abends begrüßt – eben der Auktion. Tatsächlich hält Rafael Schwarz, hauptberuflich Auktionator im Dorotheum, sein Hosenbein in die Höhe. Der Stöckelschuh einer Tänzerin hat ein Loch in die Hose gerissen. Die Auktion findet dennoch statt.

Originalzeichnungen

Zu ersteigern gibt es verschiedene Stücke rund um den Opernball – unter anderem Originalzeichnungen von Kammersänger Benedikt Kobel, der ein Bild zu jedem Buchstaben des Alphabets gestaltet hat, passend zum Anfangsbuchstaben einer Oper. Wobei die ersten beiden Exponate aus dem Rahmen fallen – denn eine Oper mit X oder Y am Anfang, die gebe es nicht. Und Georg Friedrich Händels „Xerxes“? „Das“, meint Kobel, „heißt ja im Original ,Serse‘.“ So steht Y eben symbolisch für „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss, das am 25. Mai, dem 150. Jahrestag der Eröffnung, eine Festpremiere feiert. Und X für Mozarts „Don Giovanni“, mit dem das Haus 1869 eröffnet wurde. Es ist ein ähnliches Bild wie bei der Quadrille – es dauert ein wenig, bis das Publikum warm wird. Doch dann spielt man das vom Auktionator inszenierte Spiel mit, hebt die Hände und treibt die Preise in die Höhe. Versteigert wird etwa ein Rundgang durch die Oper mit Direktor Meyer für 1000 Euro. Und ein Staatsoperngemälde von Tenor Herbert Lippert („Darf man sagen, was der Originalpreis ist? 9000 Euro!“) bringt 3400 Euro ein. Der Erlös geht an die Obdachloseneinrichtung Gruft der Caritas – Generalsekretär Klaus Schwertner tanzt auch den ganzen Abend mit – und die Initiative Superar, die Kindern Zugang zu hochwertiger musikalischer Förderung verschafft.

Abgeschlossen wird die Auktion mit einem Tagesausflug für 18 Personen nach Mailand – mit einer DC-6 zu Arthur Arbesser, der den heurigen Opernballfächer gestaltet hat. Rufpreis 6000 Euro. Als sich zunächst niemand meldet, steigert plötzlich Moderator Hohenlohe mit. Und der bekommt nach einem kurzen Hin und Her für 8000 Euro tatsächlich den Zuschlag.

Mit Blick auf den guten Zweck hat sich die Veranstaltung jedenfalls ausgezahlt. 43.580 Euro sind insgesamt zusammengekommen. „Ich bedanke mich bei allen Spendern“, sagt Karl Hohenlohe zum Abschied. Nachsatz: „Und bei mir selbst.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2019)

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