Spar knackt Umsatzmarke von 15 Milliarden Euro

MAYR Elke / WB
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15 Milliarden Euro Umsatz, 260 Millionen Euro Gewinn - der Handelskonzern Spar rückt Marktführer Rewe immer näher.

Der Handelskonzern Spar mit Sitz in Salzburg machte im vergangenen Jahr mit Supermärkten, Einkaufszentren und Sporthandel erstmals mehr als 15 Milliarden Euro Umsatz. "Es war ein Rekordjahr bei Umsatz, Marktanteil und Gewinn", sagte Spar-Chef Gerhard Drexel im APA-Interview. Nur die Sporthandels-Tochter Hervis verzeichnete stagnierende Erlöse.

In Österreich sind die Brutto-Umsätze in den Spar-Märkten im Jahr 2018 im Vergleich zum Jahr davor um 4 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro gestiegen, in Italien, Slowenien, Ungarn und Kroatien erhöhten sich die Erlöse um 7,2 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Eine Cashcow für den Handelskonzern sind seine Eigenmarken. Der Eigenmarkenanteil bei den Spar-Verkaufsumsätzen erreichte 2017 erstmals 40 Prozent und stieg 2018 auf knapp 41 Prozent. Die Spar-Gruppe steigerte im vergangenen Jahr den Jahresgewinn um 7 Prozent auf rund 260 Millionen  Euro.

Marktanteile gewonnen

Mit dem deutlichen Umsatzplus rückt Spar bei den Marktanteilen immer näher an Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg) heran. Nach eigenen Angaben ist der Marktanteil von Spar im österreichischen Lebensmittelhandel im Jahr 2018 um 0,7 Prozentpunkte auf 31,9 Prozent gestiegen. Rewe hatte 2017 einen Marktanteil von 34,3 Prozent, für das vergangene Jahr liegen aber noch keine offiziellen Zahlen vor. "Wir sind die Einzigen, die im Jahr 2018 Marktanteile dazugewonnen haben. Der Zuwachs ist von allen gekommen", so der Spar-Chef. Rewe, Spar und Hofer dominieren den heimischen Lebensmittelhandel und hatten zuletzt zusammen einen Marktanteil laut RegioData von rund 84 Prozent.

Nach einem Wachstum von 5 Prozent im Jahr 2017 stagnierte im vergangenen Jahr der Umsatz bei der Sport-Tochter Hervis bei 520 Millionen Euro. "Wir führen es vor allem auf die starke Online-Konkurrenz zurück. Hervis hat nur wenig die neue Konkurrenz von XXL Sports und Decathlon gespürt", sagte Drexel. Der Sporthändler konnte das Internetgeschäft um 40 Prozent steigern und damit einen Online-Umsatzanteil von 5 Prozent erzielen. "Vielleicht gab es 2018 ein bisschen zu wenig Fokus auf das stationäre Geschäft, das soll sich 2019 wieder ändern", kündigte Drexel an.

Der Online-Handel mit frischen Lebensmitteln ist für Spar in Österreich noch kein großes Geschäft. Interspar beliefert seit rund zwei Jahren Haushalte in Wien und Salzburg. Auch in der Umgebung der beiden Städte wird zugestellt, etwa im Salzburger Flachgau oder im niederösterreichischen Industrieviertel. Letztes Jahr verzeichnete der Interspar-Onlineshop ein Wachstum von über 50 Prozent. "Man darf das nicht überbewerten. Es ist ein starkes Wachstum, aber auf niedrigem Niveau. Es handelt sich um etwa 1 Prozent des Interspar-Umsatzes", so Drexel. Man betrachte die Kosten für den Internethandel wie Ausgaben für Forschung & Entwicklung. "Da kommen neue Möglichkeiten, wir wollen am Ball bleiben."

Bei Online-Handel auf der Bremse

Im Moment plant Interspar nicht, die Online-Zustellung in weiteren Städten in Österreich auszurollen. Der Spar-Chef will beim Internethandel nicht zu schnell expandieren: "Zuerst wollen wir die Kosten besser in den Griff bekommen. Das Online-Geschäft mit frischen Lebensmitteln ist derzeit nicht kostendeckend." Drexel glaubt nicht, dass der US-Handelsriese Amazon "bei frischen Lebensmitteln eine große Bedeutung in Österreich erreichen wird". In Berlin, Hamburg und München sei Amazon Fresh nicht wirklich bedeutend. "Man sollte als Lebensmittelhändler vor Amazon Respekt haben, aber keine Angst."

Drexel appelliert an die Politik, die Besteuerung von Internetkonzernen zu ändern. "Es sollen alle Online-Anbieter gleichwertig besteuert werden, wie alle stationären Händler in Österreich. Das ist derzeit überhaupt nicht der Fall." Digitalkonzerne würden "sehr wenig" Steuern zahlen. "Das ist ein unfassbarer Zustand."

Die Zahl der Spar-Filialen ist 2018 wegen dem Ende der Zusammenarbeit mit dem Tankstellenbetreiber Shell etwas gesunken. 47 Spar-Express-Tankstellenshops sind dadurch weggefallen. Spar wollte in den Tankstellenshops weiterhin Supermarktpreise anbieten, Shell pochte auf höhere Preise. Ein deutlicher Ausbau der Shops ist 2019 nicht geplant. "Das zeichnet sich im Moment nicht ab. Wir sind sehr zufrieden mit dem Partner Doppler." Derzeit gibt es 51 Spar-Express-Tankstellenshops bei den Doppler-Tankstellen.

Insgesamt hat Österreich europaweit die zweithöchste Supermarktdichte pro 1.000 Einwohner. "Für den Kunden ist das wunderbar, betriebswirtschaftlich ist es eine Herausforderung", so Drexel. Der Konzern beschäftigt in Österreich mehr als 44.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und mit den Auslandstöchtern sind es insgesamt über 81.000 Beschäftigte.

Karfreitag-Regelung wirft Fragen auf

Der Halb-Feiertags-Kompromiss für den Karfreitag wirft für Spar noch Fragen auf. Nicht geklärt ist aus Sicht des Unternehmens, ob auch das Öffnungszeitengesetz angepasst wird. "Also, ob wir zwar ab 14.00 Uhr offenhalten dürfen, aber Zuschläge bezahlen müssen, oder ob das nicht mehr möglich sein wird", sagte kürzlich eine Sprecherin zur APA. Der Karfreitag ist bei Spar der zweitstärkste Umsatztag im Jahr - knapp nach dem 23. Dezember. "Der Karfreitag als Feiertag würde den Handel unverhältnismäßig hart treffen. Es gibt andere Möglichkeiten, mit dem Urteil umzugehen", so der Spar-Chef.

(APA)

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