Neu entwickelter Bluttest erkennt Brustkrebs

Die Mammografie wird durch den Bluttest ergänzt
Die Mammografie wird durch den Bluttest ergänztAPA/BARBARA GINDL
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Forscher haben einen Bluttest entwickelt, der zur besseren Erkennung von Brustkrebs beiträgt. Bisherige Diagnoseverfahren wie Mammografie, Ultraschall oder MRT werden dadurch erweitert.

Heidelberger Forscher haben einen marktreifen Bluttest zur besseren Erkennung von Brustkrebs entwickelt. Das neue Verfahren erkennt eine Krebserkrankung mit Hilfe sogenannter Biomarker und kann damit bisher gängige Diagnoseverfahren wie Mammografie, Ultraschall oder MRT erweitern, wie das Universitätsklinikum Heidelberg und die Firma HeiScreen GmbH am Donnerstag mitteilten.

In einer aktuellen Studie an 500 Brustkrebspatientinnen habe der Bluttest eine Trefferquote von 75 Prozent erzielt. Die Experten sprachen von einem "Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik". Der Bluttest sei "eine neue, revolutionäre Möglichkeit, eine Krebserkrankung in der Brust nicht-invasiv und schnell mit Hilfe von Biomarkern im Blut zu erkennen", erklärte Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg. Das Verfahren ist den Forschern zufolge zudem deutlich weniger belastend für Frauen, weil es weder schmerzhaft ist und nicht mit einer Strahlenbelastung einhergeht.

Blut wird auf Tumorzellen untersucht

Der Bluttest basiert auf dem Prinzip der sogenannten Liquid Biopsy. Dabei können aus Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel Informationen über Erkrankungen gewonnen und eben auch Botenstoffe von Tumorzellen untersucht werden. Im Blut von Brustkrebspatientinnen konnten die Forscher demnach 15 verschiedene Biomarker identifizieren, mit deren Hilfe auch kleine Tumore nachweisbar sind.

In einer Studie wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 900 Frauen - 500 davon mit Brustkrebs - untersucht. Die Treffsicherheit des neuen Bluttests lag bei den Brustkrebspatientinnen demnach bei 75 Prozent. Bei den unter 50-Jährigen war die Quote mit 86 Prozent sogar noch höher, bei den über 50-Jährigen lag sie bei 60 Prozent. Im weiteren Verlauf der Studie soll auch der Einsatz des Tests bei weiteren Krebsarten wie Eierstockkrebs erforscht werden.

Bluttest könnte neue Krebs-Informationen liefern

Außerdem könnte der Bluttest künftig weitere Informationen über Krebserkrankungen liefern. So soll anhand von Biomarkern auch eine Metastasenbildung oder ein Rückfall frühzeitiger erkannt werden. Die Biomarker können zudem Auskunft darüber geben, ob eine Behandlung anspricht. Die eigens gegründete Gesellschaft HeiScreen plant noch in diesem Jahr eine Markteinführung des Bluttests.

Bessere oder begleitende neue Screeningmethoden auf Mammakarzinome könnten deutliche Verbesserungen bringen. So wies der Vorarlberger Gynäkologe Hans Concin vergangenes Jahr beim Prävenire-Gesundheitsforum in Seitenstetten in Niederösterreich auch auf die negativen Seiten solcher Programme hin. "Screening soll Leben retten oder die Lebensqualität durch frühzeitige Erkennung einer Erkrankung erhöhen", sagte Concin. Das sei aber nicht immer der Fall.

Vor einigen Jahren wurde in Österreich das vor allem von Gynäkologen geforderte Screeningprogramm auf Brustkrebs für Frauen mit alle zwei Jahre erfolgenden Einladungen ins Leben gerufen. Die Sache hat laut Concin aber auch eine Kehrseite: "Für ein gerettetes Menschenleben haben wir drei Frauen mit Überdiagnose. Eine Überdiagnose bedeutet, dass die Diagnose korrekt gestellt wird, aber die festgestellte Erkrankung lebenslang keine Symptome machen wird."

Zusätzliche Untersuchungen mit invasiven Eingriffen und nicht notwendige Übertherapien sind dann zumeist die Folge. "Hinzu kommt, dass mit der Einführung eines solchen Massen-Screenings die Zahl der Diagnosen um 20 bis 30 Prozent in die Höhe schnellt und nicht wieder davon herunter kommt", sagte Concin. Screening-Programme würden offenbar eher dazu neigen, "indolente", also eher ungefährliche onkologische Erkrankungen zu finden. Nur in der Altersgruppe zwischen 50 und 70 Jahren sei für Frauen statistisch und epidemiologisch belegt der Nutzen der Teilnahme am Mammakarzinom-Screening-Programm wirklich belegt.

In Österreich wird pro Jahr bei rund 5.000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Rund drei Viertel der erkrankten Frauen sind älter als 50 Jahre. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung von Frauen in Österreich. Jährlich gibt es rund 1.500 Todesfälle durch Mammakarzinome in Österreich.

(APA)

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