Zum Karneval in Rio auf Firmenkosten: Automanager Ghosn lud Freunde ein

RIO DE JANEIRO RJ 20 01 2019 ABERTURA DO CARNAVAL DE MADUREIRA RJ Opening of the Carnival of M
RIO DE JANEIRO RJ 20 01 2019 ABERTURA DO CARNAVAL DE MADUREIRA RJ Opening of the Carnival of M(c) imago/Fotoarena (Luiz Gomes)
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Die nach Rio Eingeladenen könnten auch Geschäfte mit Renault-Nissan gemacht haben, argumentiert der Anwalt des inhaftierten Ghosn.

Der in Japan inhaftierte Automanager Carlos Ghosn hat im vergangenen Jahr auf Firmenkosten acht befreundete Paare zum Karneval in Rio de Janeiro eingeladen. Die Rechnung zahlte die Holding der Autoallianz von Renault und Nissan in den Niederlanden. Ghosns Anwalt in Frankreich sagte AFP dazu am Donnerstag, "persönliche Beziehungen könnten geschäftliche Beziehungen unterstützen".

"Im Namen von Herrn und Frau Ghosn habe ich das Vergnügen, Sie zu informieren, dass beide entzückt wären, wenn Sie ihr Gast beim Karneval in Rio wären", heißt es in der im Dezember 2017 verschickten Einladung für Februar 2018, die AFP am Donnerstag vorlag. Die acht Paare sollten demnach ihren Flug selbst bezahlen, die Kosten für das Hilton Hotel an der Copacabana und die Sicherheitsvorkehrungen übernahm das Unternehmen. Sie beliefen sich auf umgerechnet rund 227.000 Euro.

Firmeninterne Verrechnung

Die Rechnung schickte die Nissan-Niederlassung in Brasilien an die Holding der Renault-Nissan-Allianz in den Niederlanden. Ghosn ist der Architekt dieser Allianz, er war bis vor kurzem Vorstandschef von Renault und Verwaltungsratspräsident von Nissan.

Sein Anwalt Jean-Yves Le Borgne sagte AFP, noch müsse geprüft werden, ob die von Ghosn nach Rio Eingeladenen nicht auch Geschäfte mit Renault-Nissan machten. Unter den Gästen waren Mario Saradar von der gleichnamigen libanesischen Bankengruppe, der libanesische Rechtsanwalt Misbah Ahdab und der Chef der libanesischen Post, Chalil Daud. Die libanesische Post etwa brauche eine große Wagenflotte, sagte Anwalt Le Borgne.

Der 64-jährige Ghosn war am 19. November überraschend in Japan festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe jahrelang ein zu niedriges Einkommen bei Nissan deklariert und persönliche Verluste auf den Autobauer übertragen. Der gebürtige Brasilianer mit libanesischen Wurzeln hat die französische Staatsbürgerschaft.

(APA/AFP)

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