Lieber wahrheitsoptimieren

(c) Carolina Frank
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Mit dem Lügen ist es ja genauso wie mit dem Bei-Rot-über-die-Straße-Gehen.

Mit dem Lügen ist es ja genauso wie mit dem Bei-Rot-über-die-Straße-Gehen. Oder dem Auf-dem-Gehweg-E-Rollern. Solange man nicht erwischt wird, tut man es. So ist der Mensch. Aber weil niemand gern als Lügner dasteht, hat man die „Notlüge" erfunden. Wo genau die Grenze zur „richtigen" Lüge ist, ist natürlich manchmal schwer zu sagen.

Für manche liegt schon eine Not vor, wenn sie am Montag keine Lust haben, ins Büro zu fahren und deshalb den Zustand ihrer Nasenschleimhäute ein bisschen schlechtreden müssen. Andere wiederum suchen so dringend nach einer Partnerin, dass sie Angaben über sich lieber wahrheitsoptimieren, als zum Schluss mit einem ­leeren Bett dazuliegen. Bei den einen sind es Beruf oder Einkommen, über das sie ziemlich ungenaue Angaben machen, bei den anderen das Alter. Im Internet kann man ja alles behaupten.

Erst wenn man sich trifft, ist es vielleicht nötig, schwarz auf weiß zu beweisen, dass man erst 40 ist, obwohl man eher nach 60 aussieht. Das muss jenem holländischen Fernsehjournalisten öfters passiert sein. Denn er ist vor Gericht gezogen, damit er sein Alter offiziell von 69 auf 49 senken darf. Wahrscheinlich will er verhindern, dass jede dahergelaufene 35-Jährige sagen kann: „Nein danke, du könnest ja mein Vater sein!"

Allerdings ist nicht ganz sicher, ob der Reisepass-Trick auch dann noch funktioniert, wenn man sich näher kennenlernt. Ich fürchte, in dieser Hinsicht sind die Frauen den Männern wieder einmal überlegen. Zumindest bei den Schildblattläusen. Da können nämlich auch alte, unfruchtbare Weibchen noch Sexualdüfte ausstrahlen, als wären sie gerade erst in die Pubertät gekommen. Die Männchen sollen massenweise darauf hereinfallen! 

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