Gehring: Kindergarten kann das Hirn schädigen

(c) Clemens Fabry
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Hofburg-Kandidat Rudolf Gehring will im Gespräch mit der "Presse" die Position des Bundespräsidenten stärken. In seinem Idealbild der Familie bleibt die Frau daheim bei den Kindern.

„Die Presse“: Die Bundesregierung bietet traditionellerweise dem neu gewählten Präsidenten den Rücktritt an. Würden Sie annehmen?

Rudolf Gehring: Ich werde das so handhaben, wie es auch bisher gehandhabt wurde und die Regierung mit der Fortführung der Geschäfte betrauen.

Dabei hätten Sie da die Chance, Regierungsmitglieder loszuwerden, die Sie als nicht geeignet bezeichnet haben – etwa Verteidigungsminister Darabos oder Finanzminister Pröll.

Gehring: Ich glaube, da gibt es bessere Augenblicke. Es geht um die Auswahl der Regierungsmitglieder: Bei einem Hearing im Parlament sollte die Qualifikation festgestellt werden.

Und der Präsident trifft dann die Entscheidung?

Gehring: Zusammen mit dem Parlament.

Soll der Präsident eine stärkere Rolle als derzeit spielen?

Gehring: Sicher. Weil es notwendig ist, dass der Bundespräsident eine Ergänzung zur Regierung bildet und korrigierend eingreifen kann.

Wo hätten Sie das in der Vergangenheit gemacht?

Gehring: Bei Themen, die bisher untergegangen sind. Eine Reihe von Volksbegehren sind in der Schublade verschwunden, obwohl sich viele dafür engagiert haben.

Der Präsident ist Oberbefehlshaber des Bundesheers. Was ist Ihre Meinung zum Zustand des Heeres?

Gehring: Der dürfte nicht sehr gut sein, wenn sogar aus höchsten Offizierskreisen Sorge um die Einsatzfähigkeit geäußert wird.

Soll das Heer mehr Geld bekommen?

Gehring: Nicht unbedingt. Man kann vielleicht auch die gleichen Mittel effizienter einsetzen. Es liegen sicher in diversen Schubladen ganz gute Vorschläge. Aber ein Bundesheer haben mit der Fiktion, dass es gar nichts kostet – das wird nicht gehen.

Bei Ihnen hat man den Eindruck, Sie treten bei der falschen Wahl an. Welche Rolle hat der Präsident beispielsweise bei Familienthemen?

Gehring: Die anderen Kandidaten plakatieren Werte, sagen aber nur sehr rudimentär dazu, was sie sich darunter vorstellen. Ich fülle mein christliches Weltbild mit Inhalten. Und ein Inhalt ist eben Familie, die ist die Keimzelle des Staates. Wenn da der Bundespräsident keine feste Position dazu hat, fehlt etwas in diesem Land. Der Präsident sollte ein Gesetzesantragsrecht haben. Wenn die Regierung nichts für die Familien tut oder ihnen sogar noch etwas wegnehmen will, wäre ein Korrektiv durch den Präsidenten gut.

Sie sagen, Ihr Idealbild ist, dass die Frau bei den Kindern daheim bleibt. Bis zu welchem Alter?

Gehring: Die Frau soll das Wahlrecht haben, ob sie bei ihren Kindern bleibt oder nicht. Aber ich verlange nicht von jeder Frau, dass sie ihren Beruf aufgibt, ich dränge meinen Lebensstil niemandem auf. Aber es ist eine Tatsache, dass es für die Kinder besser ist, wenn sie mit ihren Eltern aufwachsen.

Wie lange?

Gehring: Zumindest die ersten drei Jahre.

Was ist schlimm an Kindergärten?

Gehring: Das Risiko ist groß, dass die Kinder in ihrer Gehirnentwicklung nicht so gut vorankommen. Man muss auch miterleben, was sich für Szenen abspielen, wenn die Kinder in der Früh zu einer Tagesmutter kommen. Da tut einem das Herz weh. Das ist sicher nicht vorteilhaft für die Kinder. Wenn die Kinder in der Familie aufwachsen, ist auch die Gefahr nicht so groß, dass sie später in die Alkohol- oder Drogenszene abgleiten.

Sie haben sich klar gegen die Abtreibung positioniert. Was halten Sie von den Leuten, die vor Abtreibungskliniken stehen und die Frauen abhalten wollen?

Gehring: Ich habe eine große Hochachtung vor diesen Menschen. Die machen das in einer völlig friedlichen, liebevollen, betenden Art, dass man nur sagen kann: Danke für diesen Einsatz.

Das wird aber sehr oft als Belästigung empfunden.

Gehring: Ja, von denen, die aus der Not der Frauen ein Geschäft machen wollen. Die sehen das als Geschäftsstörung.

Soll auf lange Sicht Abtreibung wieder strafbar werden?

Gehring: Strafbar bleiben. Weil viele Menschen bei Rot über die Kreuzung gehen, hebt man das Gesetz ja auch nicht auf. Grundsätzlich muss bewusst werden, dass es um das Recht auf Menschenleben geht.

Aber Sie schwindeln sich jetzt etwas um die Frage herum, ob Frauen wieder bestraft werden sollen.

Gehring: Die Fristenregelung gehört langfristig abgeschafft. Wer kontrolliert eigentlich die Einhaltung der Fristen? Niemand. Es geht aber nicht darum, die Frau zu bestrafen, sondern flankierende Maßnahmen zu beschließen, die schon Kreisky versprochen hat.

Wir sitzen hier im „Radio Café“, hinter Ihnen sind Bilder von Christoph Ransmayr, Claus Peymann und André Heller. Wer von denen fasziniert Sie?

Gehring: Das ist nicht meine ideologische Ausrichtung. Die Theaterstücke von Peymann habe ich mit Absicht nicht besucht. Da wird mit Gewalt Ideologie hineingebracht. Es muss nicht in jedem Theaterstück ein schwules Pärchen auftreten.

Welche Literatur bevorzugen Sie?

Gehring: Theologische Literatur und Erziehungsbücher.

Zur Person

Rudolf Gehring (61) ist Obmann der Christlichen Partei Österreichs, die bei der letzten Nationalratswahl 0,6Prozent der Stimmen erreicht hat. Der Jurist ist in der Immobilienbranche tätig, er betreibt eine Hausverwaltung. Er hat vier Töchter und fünf Enkelkinder. Bei der Präsidentschaftswahl hofft Gehring auf die Stimmen der bürgerlichen Wähler, für die weder Heinz Fischer noch Barbara Rosenkranz wählbar sind. Das Wahlziel: verhindern, dass es Fischer im ersten Wahlgang schafft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2010)

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