Hype: Europäer zahlen dreifachen Preis für iPad

(c) AP (Paul Sakuma)
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Ungeduldige Apple-Fans bieten auf eBay tausende Euro für das neue iPad. Apple verschiebt den Europastart auf Ende Mai. Mit dem iPad versucht Apple den seit Jahren brachliegenden Markt für Tablet-Computer neu zu beleben.

Melbourne/Wien (mac/ag.). „Ein vernünftiger Mensch würde so etwas nicht machen“, schreibt Anthony Agius in seinem Internetblog. Wenige Tage vorher hat sich der 25-jährige Australier in ein Flugzeug gesetzt, ist nach New York geflogen, nur um 20 iPads zu erstehen. Bisher ist das der einzige Weg für eingefleischte Apple-Fans, um den jüngsten Wurf von Steve Jobs außerhalb der USA in die Finger zu bekommen. Aufgrund der starken Nachfrage in den USA kündigte Apple am Mittwoch an, das Gerät erst Ende Mai, ein Monat später als geplant, einführen zu wollen. Am 10.Mai würden die internationalen Preise bekannt gegeben.

Bei Anhängern des US-Konzerns schürt das offenbar die Verunsicherung, die sich nun Zwischenhändler zugutemachen. Wer in Österreich das Gerät mit 64 Gigabyte Speicher über eBay ersteigern will, kommt im besten Fall mit knapp 1000 Euro davon. Aber auch Verkaufspreise von mehr als 1600 Euro sind keine Seltenheit. Das entspricht 2200 US-Dollar und damit gut dem Dreifachen des Originalpreises von 699 Dollar.

Ein Brite war sogar bereit, 5500 Dollar für das Einsteigermodell zu bezahlen, mehr als das Zehnfache des US-Preises von 499 Dollar, erklärte eBay. Ein beachtlicher Preis für ein Gerät, das den Hersteller in der Produktion ein paar hundert Dollar kostet. Der Marktforscher iSuppli hat das Einsteigermodell aufgeschraubt und die einzelnen Komponenten darin bewertet. Das Ergebnis: Wer sich das iPad selbst zusammenbastelt, kommt mit 259,60 Dollar aus.

Israel verbietet das iPad

Mit dem iPad versucht Apple den seit Jahren brachliegenden Markt für Tablet-Computer neu zu beleben. Bisher war die tastaturlose Alternative zum Laptop stets ein kommerzieller Reinfall. Sowohl Microsoft als auch Apple bissen sich daran schon die Zähne aus. Das medial umjubelte iPad soll nun die Wende bringen. Technisch konnte das Gerät den hohen Anforderungen bei ersten Tests bisher kaum gerecht werden. Fehlende Anschlüsse, technische Hürden beim Ansurfen vieler Internetseiten und die ungelöste Frage nach dem Sinn des Tablet-Computers an sich lassen Zweifel am Erfolg aufkommen.

Das Marktforschungsunternehmen iSuppli sieht das gänzlich anders und rechnet für 2010 mit 7,1 Mio. verkauften iPads. Im nächsten Jahr sollen es dann mit 14,4 Mio. mehr als doppelt so viele sein und 2012 sogar 20,1 Mio. Entscheidend bleibt iSuppli zufolge die US-Nachfrage. „Die Verkäufe außerhalb der USA sind – wenn man alle Regionen zusammenzählt – sicherlich wichtig. Die größte Bedeutung kommt aber dem US-Markt zu“, sagt Francis Sideco von iSuppli zu Bloomberg.

So heißt es für Apple-Fans rund um den Globus wohl weiter abwarten und nach Angeboten auf eBay Ausschau halten. Wer sich nicht auf teure Zwischenhändler verlassen will, dem bleibt in den kommenden Wochen nur ein Shoppingtrip in die USA als Alternative übrig.

Doch auch das klappt nicht immer. So hat etwa Israel eben erst ein Einreiseverbot für iPads angekündigt. Die Sendestärke des Geräts sei für israelische Standards zu hoch, erklärte das Kommunikationsministerium und wies den Zoll an, alle iPads zu konfiszieren. Allein am Dienstag wurden am Flughafen Tel Aviv zehn iPads eingezogen. Da nutzte es auch nichts, dass die Eigentümer brav den Zoll abführen wollten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15. April 2010)

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