Eva Walkner: "Weltmeisterin? Ich verdiene deswegen nicht mehr"

(c) @freerideworldtour/©JBERNARD (Jeremy Bernard)
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Nur zwei österreichische Skifahrer sind heute bei der Freeride World Tour in Fieberbrunn am Start. Ex-Weltmeisterin Eva Walkner ist eine davon, die 39-Jährige im Interview.

Die Presse: Sie kennen Hänge überall auf der Welt, was sind die Besonderheiten von Fieberbrunn?

Eva Walkner: Ein lässiger Hang, aber sicher nicht mein Lieblingshang. Oben hast du viele Möglichkeiten, unten wird es weniger spannend. Ich habe es lieber ausgesetzt, 50 Grad steil, felsig. Am liebsten würde ich fünf Mal im Jahr am Bec des Rosses (in Verbier, Anm.) fahren.


Welchen Effekt hat ein WM-Titel im Nischensport Freeriden?

Gar keinen. Ich habe mein persönliches Ziel erreicht, das war mir wichtig. Sicher ist irgendwo gewisse Anerkennung da, Weltmeister ist Weltmeister, egal in welcher Sportart. Aber ich verdiene deswegen nicht mehr oder weniger.


Sie haben heuer auf einen Tour-Start verzichtet, geben nur ein Gastspiel in Fieberbrunn. Mit der Vorarlbergerin Lorraine Huber ist auch die Gesamtsiegerin 2017 nicht mehr dabei, es fehlen Top-Athletinnen aus Nordamerika.

Es ist nicht wie im alpinen Skiweltcup, wo die Besten der Welt am Start sind. Das wäre mein Wunsch. Aber die Dichte fehlt. Sechs, sieben Frauen, die auf der Stelle gewinnen könnten, sind nicht dabei.


Was hat sich verändert?

Die Tour entwickelt sich in Richtung Backcountry-Freestyle. Die Tricks, die Saltos, die Drehungen werden wichtiger. Es gibt nur noch eine Jury, also Snowboarder bewerten jetzt auch Skifahrer. Auf das wirkliche Skifahren, bei dem es auf Technik und Linienwahl ankommt, wird weniger Wert gelegt. So werden auch die Hänge gewählt. Nicht mehr so ausgesetzt, weniger steil, damit Freestyle in den Vordergrund treten kann.


Eine bewusste Entscheidung der Veranstalter, um für mehr Spektakel zu sorgen?

Die Tour entscheidet über die Richtung, das ist völlig in Ordnung. Meine Richtung ist es nicht: Ich möchte die Linien der Männer fahren, ausgesetzte, felsige Hänge bewältigen und über hohe Felsen springen. Ich suche meine Linien sehr genau aus, studiere den ganzen Hang. Das alles wird immer weniger wichtig. Das Schöne aber ist, dass sich unser Sport nicht ändert, nur eben das Format der Freeride World Tour.


Sie kommen wie viele Freerider der ersten Stunde aus dem alpinen Rennlauf, haben den Freeride-Sport bestimmt auch ein wenig professionalisiert.

Ich kenne den Unterschied zwischen Profisport und Freeriden, und da ist schon noch viel Luft dazwischen, so ehrlich muss man sein. Trotzdem gibt es Freerider, die das sehr professionell angehen. Und es gibt welche, die eher wegen der Party und der Reisen dabei sind. Das ist vielleicht auch das Coole an der Tour, weil es nicht so verbissen ist.


Langweilig ist Ihnen auch so nicht?

Es ist ein so großartiger Winter bei uns daheim, ich genieße es, hier zu sein. Die vergangenen Jahre waren energieraubend, auch mein Filmprojekt. Ich lasse die Dinge gerade auf mich zukommen, mache etwas für mein Skifahrerherz.

Auf einen Blick

Die Salzburgerin, 39, war Gesamtsiegerin der Freeride World Tour 2015 und 2016, in den vergangenen beiden Jahren war sie jeweils Zweite. Vor ihrer Tiefschnee-Karriere fuhr sie Weltcuprennen. Im Vorjahr präsentierte Walkner ihr Filmprojekt „Evolution of Dreams“. Bruder Matthias gewann 2018 die Rallye Dakar.

Livestream der FWT Fieberbrunn: Samstag 9 Uhr, freerideworldtour.com

("Die Presse", Printausgabe 23.02.2019)

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