Adria-Würmer haften mit Sekundenkleber an Sand

Biochemie.Medizinische Anwendung wird erprobt.

Nur knapp über einen Millimeter groß ist der Plattwurm Macrostomum lignano, trotzdem muss er den Gezeiten der Adria trotzen, um nicht aus seinem einzigen bekannten Lebensraum, den Sandstränden des Badortes Lignano, ins offene Meer gespült zu werden. Dazu hat er im Laufe der Evolution einen biologischen Zwei-Komponenten-Sekundenkleber entwickelt, wie Forscher der Universität Innsbruck unter der Leitung des Zoologen Peter Ladurner in einer aktuellen Studie zeigen konnten (Pnas, 19. 2.).

Gensequenz für Eiweißkleber

Der Klebstoff besteht aus zwei Proteinen, die in kleinen Bläschen am Schwanz des Tieres produziert werden. Die Forscher kamen den Eiweißen auf die Spur, indem sie den Würmern ihr Haftorgan amputierten und dessen Genaktivität mit der des restlichen Körpers verglichen. In den Zellen der Klebstoffbläschen waren nur zwei zusätzliche Gene aktiv – sie lieferten die Bauanleitung für die zwei Klebstoffkomponenten. Ein Lösemittel liefern die Würmer gleich mit: Durch die Ausscheidung von negativ geladenen Ionen lässt sich die Proteinverbindung wieder lösen.

Für medizinische Anwendungen ist der Biokleber besonders interessant, denn derzeit verwendete Klebstoffe zur Versiegelung von Schnitt- oder Operationswunden sind teilweise giftig und krebserregend, erhitzen sich beim Aushärten und haften schlecht auf feuchtem Gewebe. Im nächsten Schritt sollen die Eiweiße auf die molekularen Abschnitte reduziert werden, die für das Kleben zuständig sind. Die Forscher wollen dafür einzelne Bereiche der Proteine herausschneiden, auf eine Trägersubstanz aufbringen und auf ihre Haftkraft testen. (APA/däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2019)

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