Totale Überwachung: Und immer schön brav sein!

Das Machbare wird im Allgemeinen auch gemacht. Eine Lichtinstallation des Chilenen Alfredo Jaar.
Das Machbare wird im Allgemeinen auch gemacht. Eine Lichtinstallation des Chilenen Alfredo Jaar.(C) Wolfgang Freitag
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Totale Überwachung als Basis von Punktesystemen für Wohlverhalten. Algorithmengestützte Erkennung von „unnatürlicher“ Fortbewegung. Und statt Politik: plattformgerecht aufbereitetes Posieren. Gesellschaft und Demokratie im Zeitalter neuer Technologien: eine Warnung.

Wir alle hinterlassen Daten, und bald wird man ohne jeden Sarkasmus sagen können: wo wir gehen und stehen. Dazu ist es nicht erforderlich, mit voller Absicht online zu gehen. Mobile Endgeräte, die die allermeisten Menschen besitzen, ziehen eine Datenspur, da muss man sich gar nicht auf WhatsApp oder auf der sozialen Plattform des jeweiligen Vertrauens herumtreiben, telefonieren oder Nachrichten welcher Art immer verschicken. Es reicht, die Ortungsfunktion des jeweiligen Endgeräts nicht ausgeschaltet zu haben, denn natürlich gilt bei Daten wie bei Datenschutz: Die Bringschuld ist userseitig.

Kredit- und Bankomatkarten hinterlassen bei jedem Geldbewegungsvorgang Informationspakete, immer öfter verknüpft mit Kameradaten und Gesichtserkennungsroutinen. Bei jedem virtuellen Bewegungsvorgang im Internet entstehen Datenkaskaden, die von der Dokumentation der Klickhäufigkeit, Kaufbereitschaft, Freizeitverhalten, Recherchebewegungen ausgelöst werden. Viele dieser Datensätze können – meist ohne größere technische Schwierigkeiten – ausgelesen oder erworben und dann in einem Prozess des „Data-Minings“ miteinander verknüpft werden, was dazu führt, dass aus anonymisierten Datensätzen durchaus konkrete (etwa Bewegungs-)Profile erstellt werden können. Die Frage ist: Was passiert mit diesen Daten? Kann die allgemeine Datensammelei die Vorgänge in einer demokratischen Öffentlichkeit beeinflussen und verändern, gar deren Voraussetzungen bedrohen?

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