Europa League. Salzburg misst sich im Achtelfinale mit Italiens Vizemeister SSC Napoli. Dessen Klubgeschichte lässt Marco Rose schwärmen, sein Team soll am attraktiven Los weiter wachsen.
Salzburg/Wien. Salzburg hat mit der 4:0-Gala im Rückspiel (gesamt 5:2) gegen Brügge wieder Anlass zu Europacup-Träumen gegeben, für einen Erfolgslauf wie im vergangenen Jahr (bis ins Halbfinale) aber gilt es im Achtelfinale einen namhaften Gegner auszuschalten: Die Auslosung am Freitag bescherte Österreichs Champion ein Kräftemessen mit SSC Napoli, seines Zeichens italienischer Vizemeister. „Wir freuen uns total über dieses Los“, betonte Salzburg-Trainer Marco Rose. „Wir fühlen alle, dass es ein großer Gegner ist, dass es eine große Challenge für uns ist, und werden versuchen, wieder mit dieser Aufgabe zu wachsen.“
Salzburg tritt zunächst am 7. März (21 Uhr) im Stadio San Paolo in Neapel an, die Entscheidung fällt in der Woche darauf (18.55 Uhr) in Wals-Siezenheim. Es wird das erste Europacup-Duell eines österreichischen Klubs mit dem Ex-Verein von Legende Diego Maradona. Der Argentinier wird in der süditalienischen Metropole nach wie vor als Volksheld verehrt, bescherte er dem Klub doch 1987 und 1990 seine bislang einzigen beiden Meistertitel. „Neapel hat unglaubliche Fußballer, die dort gespielt haben – unter anderem einen der größten, die jemals gespielt haben“, sagte Rose über Maradona. „Der war zwar sehr klein, aber fußballerisch sehr groß.“
Keine Vergleiche mit Lazio
Die Stars der Gegenwart heißen Lorenzo Insigne, Arkadiusz Milik oder Dries Mertens und schrauben den Marktwert des Kaders auf 521 Millionen Euro (Salzburg: 128 Mio.). Abwehrchef Kalidou Koulibaly gilt als einer der besten Verteidiger der Welt und wird auf 70 Mio. Euro taxiert, der Senegalese soll unter anderem bei Real Madrid auf der Wunschliste stehen. „Ich glaube, ihr Kader ist ganz gut“, befand auch Rose, dass der Abgang von Spielmacher Marek Hamšík nach China nicht ins Gewicht falle. „Da rennen noch ein paar andere Kaliber herum.“
Die Salzburger hatten im Vorjahr im Viertelfinale mit Lazio Rom bereits einen italienischen Erstligisten ausgeschaltet. Zu einem Vergleich wollte sich Rose aber nicht hinreißen lassen. Ein gutes Omen könnte allerdings sein, dass die Bullen das Rückspiel wie in jedem K.o.-Duell beim Erfolgslauf in der vergangenen Saison zu Hause austragen. „Das ist schon irgendwie ein gutes Gefühl“, erklärte Rose.
Mit Carlo Ancelotti wird dem Deutschen an der Seitenlinie ein erfahrener Trainerfuchs gegenüberstehen. Der 59-Jährige, der mit AC Milan und Real Madrid bereits dreimal die Champions League gewonnen hat, heuerte im Sommer in Neapel an. Ancelotti sei laut Rose nicht nur ein „guter Mann“, sondern auch ein „Toptrainer in Europa“. Es gebe einige Trainerpersönlichkeiten, die sehr viel erreicht hätten im Fußball. „Carlo Ancelotti gehört da sicherlich dazu.“ Der Italiener gab das Lob zurück. „Salzburg ist ein sehr gutes Team mit großer Erfahrung in Europa“, meinte Ancelotti. „Wir werden zwei großartige Leistungen brauchen.“
Besondere Duelle werden es für Stefan Lainer. Napoli wollte den ÖFB-Teamverteidiger im Sommer unbedingt holen, Salzburg legte sich aber quer. „Er wird geschmunzelt haben. Ich glaube, er freut sich auf die Spiele“, meinte Sportdirektor Christoph Freund nach der Auslosung. „Er wird, so wie wir ihn kennen, Vollgas geben und gute Spiele abliefern.“ Das Rampenlicht nutzen könnte auch wieder Patson Daka, der gegen Brügge den Vorzug gegenüber Smail Prevljak und Takumi Minamino bekam und seine Chance nutzte. Im Champions-League-Play-off gegen Roter Stern Belgrad noch der Chancentod, krönte der 20-Jährige aus Sambia diesmal eine bärenstarke Leistung mit zwei Treffern. „Jetzt heißt es, dass er seine Leistung nachhaltig bestätigt. Weil hintennach die Jungs warten“, erklärte Rose.
Rapid blickt nach vorne
Mit gestärktem Selbstbewusstsein reist Salzburg also zum Schlager in Wien Hütteldorf am Sonntag (17 Uhr, live in Sky) an. Rapid muss hingegen nach dem 0:4 bei Inter Mailand (Gesamt 0:5) schnellstmöglich den internationalen Abschied abhaken und sich auf die Minichance auf das obere Play-off fokussieren. „Sie waren cleverer, technisch und in den Zweikämpfen besser“, resümierte Trainer Dietmar Kühbauer. „Es wäre falsch, jetzt alles infrage zu stellen. Die Spieler müssen den Kopf nicht in den Sand stecken und werden gestärkt rauskommen.“ Eine defensive Steigerung scheint dafür Pflicht, denn das Toreschießen wurde den Italienern mit Eigenfehlern viel zu leicht gemacht. (swi)
AUF EINEN BLICK
Salzburg trifft nach dem Aufstieg gegen Brügge (4:0 im Heimspiel, gesamt 5:2) im Achtelfinale der Europa League auf SSC Napoli. Die Italiener hatten in einer Champions-League-Gruppe mit PSG, Liverpool und Roter Stern Belgrad nur knapp den Aufstieg verpasst, in der Europa League besiegte Napoli im Sechzehntelfinale FC Zürich (2:0, 3:1).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2019)