Bis zuletzt harrten sie im zertrümmerten „Kalifat“ in Syrien aus. Jetzt laufen immer mehr IS-Mitglieder über – auch Europäer. Ein Lokalaugenschein.
Mit lautem Krachen entriegelt ein Soldat die Ladeflächen zweier Lastwagen. Auf der Ladefläche kauern Flüchtlinge, vom Wüstensand eingestaubt, auf dem verdreckten Metallboden dicht aneinander. „Männer rechts und Frauen links“, ruft der Soldat den verschleierten Frauen in schwarzen Abayas und den bärtigen Männern mit Turbanen oder Wollmützen zu. Sie müssen ihre Handys abgeben, alle Taschen auspacken und sich mit Metalldetektoren von Kopf bis Fuß nach Waffen und Sprengstoff untersuchen lassen.
Denn sie sind keine gewöhnlichen Flüchtlinge, die man hier an einem Sammelpunkt mitten in der Wüste in der Nähe der irakischen Grenze kontrolliert. Sie kommen aus Baghuz, dem letzten Zufluchtsort des Islamischen Staates (IS) in Nordsyrien.
In der Stadt am Euphrat sind die letzten fanatischen Extremisten inzwischen auf nur mehr 500 Quadratmeter eingekesselt. Sie wollen das verbliebene Miniterritorium des IS-„Kalifats“, das sich einst über weite Teile Syriens und des Irak erstreckte, bis in den Tod verteidigen.