Haustiere müssen am Sonntag hungern

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Ja, in Wien darf man sonntags in vereinzelten Lebensmittelgeschäften einkaufen. Dort spielen sich aber dramatische Szenen ab: Denn was gekauft werden darf und was nicht, ist nicht unbedingt logisch.

Merke: Vergesslichkeit plus Haustier ist eine ganz üble Kombination. Wer’s nicht glaubt, kann es gerne probieren: Man vergesse schlicht und einfach am Samstag darauf, Tiernahrung zu kaufen. Das Haustier meldet sich spätestens am Sonntag, herzerweichend jammernd. Dann empfiehlt sich ein panischer Rundruf im Freundeskreis und/oder ein Blick auf die Lebensmittelvorräte. Improvisieren ist angesagt. Denn ein Besuch einer der wenigen Lebensmittelgeschäfte, die sonntags in Wien geöffnet haben, ist eher keine Lösung.

Da gibt es zum Beispiel den unter Wienern höchst beliebten „Spar“ am Wiener Getreidemarkt. Der hat an Sonntagen geöffnet – weil er ein paar Tische im Lokal aufgestellt hat und damit als Gastronomie durchgeht. Also nichts wie hin. Es ist ein einziges Erlebnis. Freilich: Tiernahrung gibt es dort nicht. „Unter der Woche schon“, meint ein Mitarbeiter, „aber am Sonntag dürfen wir nicht.“

Ein bissl entnervt wirkt er – und man kann es ihm nicht verdenken: Minütlich wird er mit Fragen dieser Art konfrontiert. Gerne auch von völlig perplexen Touristen. Dann zeigt er resignierend auf eigenartig verschleierte Einkaufsregale. Ein Gutteil dieser ist nämlich per Rollo verdeckt. „Sorry, diese Warengruppen dürfen während der Gastronomie-Öffnungszeiten nicht verkauft werden“, prangt da mit dicken Lettern. Der Spar-Mitarbeiter ist nicht zu beneiden. Denn ganz logisch ist die Antwort auf die Frage, was denn um Himmels Willen am Sonntag verkauft werden darf, keinesfalls.

Gesetzlicher Irrsinn

Laut Gesetz dürfen nur Reiseproviant, halbfertige Speisen oder vom Gastronomieunternehmen verwendete Lebensmittel dem desperaten Kunden verkauft werden. Soweit die graue Theorie, die auch für Bahnhofs-Supermärkte gilt. Die kunterbunte Praxis geht so: Verkauft wird in besagten Geschäften Milch, aber nicht Butter. Frühlingszwiebel aber nicht Zwiebel. Glaskonserven, aber nicht Dosenkonserven. Für das leidende Haustier also Thunfisch oder Faschiertes zu kaufen – glatte Fehlanzeige.

Aber wieso sollen nur Katz und Hund leiden? Eben: Wer in Wien am Sonntag einkaufen geht, hat selbst Schuld und also zu lernen: Salat, ja. Essig und Öl, nein. Brot, durchaus. Aber Nutella, Marmelade oder Butter nur in der Fantasie, weil hinter Rollos. Dafür gibt es Bonbonnieren und Kekse zum Abwinken. Aber keine Müsliriegel. Nudeln sind leider, leider auch hinter dem Rollo verbarrikadiert. Aber Zucchini werden in Hülle und Fülle feilgeboten.

Womit sich einige Fragen aufdrängen. Wer bitte macht jene Listen, die uns allen sagen, was wir am Sonntag benötigen dürfen? Sind das unausgelastete Gewerkschafter oder bekommen die eh sozialpartnerschaftliche Unterstützung? Ist das Erstellen solcher sinnbefreiten Listen sehr nervtötend oder macht es diebische Freude? Werden dafür Überstunden gemacht? Oder wird gar am Sonntag gearbeitet?

Folgende Fragen stellen wir hier nur inoffiziell, es soll ja niemand vernadert werden: Was passiert mit jenen Kunden, die am Sonntag Schmiere gestanden sind, damit andere – gschwind, gschwind – hinter ein Rollo greifen konnten, um ein „verbotenes“ Produkt zu erheischen? Abmahnung, Vorstrafe, generelles Einkaufsverbot? Oder, ganz schlimm: Müssen sie künftig Buße tun und Listen für sonntags unziemliche Produkte erstellen?

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