Brisanter Endbericht: Politiker im ÖOC-Sumpf

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Themenbild: Olympia(c) EPA (Hendrik Schmidt)
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Einige Monate lang wurde die Finanzgebarung des ÖOC untersucht.„Die Presse" erfuhr bereits Details aus dem Endbericht. Auch Politiker und Wirtschaftsleute sind in den Skandal verstrickt.

Wien. Bereits der Zwischenbericht der unabhängigen Kommission hat es in sich gehabt, nun sind die Wirtschaftsprüfer mit ihrer Arbeit fertig. Einige Monate haben Professor Franz Marhold und Walter Knirsch Puzzleteile zusammengetragen, um die Finanzgebarung des Österreichischen Olympischen Comités aufzuarbeiten. Der Endbericht wird der Staatsanwaltschaft Salzburg übermittelt, die Vöcklabruckerin Eva Danninger-Soriat bekommt nun brisanten Lesestoff auf den Schreibtisch.

Jungwirth: „Sage besser nichts"

Es galt, eine Fülle an Rechnungen und Belegen zu prüfen - so weit sie vorhanden waren. ÖOC-Präsident Karl Stoss, der diese Kommission eingesetzt hatte, sprach mehrmals von einer Schuhschachtelbuchhaltung. Diese Schuhschachtel hat sich als löchrig erwiesen, denn wichtige Unterlagen sind nicht mehr auffindbar, somit auch für die Behörden nicht greifbar, weil offiziell verschwunden. Über die Existenz eines Geheimkontos, über das in Summe Millionenbeträge geflossen sind, hat „Die Presse" bereits ausführlich Mitte März berichtet, auch ein Angestellter des ÖOC hat von diesem Parallelkonto Geld bezogen. Er hat reumütig Selbstanzeige erstattet, beteuert natürlich seine Unwissenheit.

Aus dem Bericht kann man schwere Vorwürfe gegen Heinz Jungwirth herauslesen, der ehemalige Generalsekretär soll sich auf Kosten des ÖOC bereichert haben. Über die Jahre seien Geldflüsse von rund 9 Millionen Euro zusammengekommen. Eine Summe, die sich Heinz Jungwirth nicht vorstellen kann. Er bezweifelt auch die wirkliche Unabhängigkeit der Untersuchungskommission.
„Ich kenne den Endbericht nicht", sagt Heinz Jungwirth im Gespräch mit der „Presse". „Und solange ich den Endbericht nicht einsehen kann, so lange werde ich auch nicht Stellung nehmen dazu. Mein Anwalt und ich stehen in ständiger Verbindung mit der Staatsanwaltschaft Salzburg. Ich stelle alle meine Unterlagen zur Verfügung, gebe über alles Auskunft." Aber nur der zuständigen Staatsanwältin.

Der ehemalige ÖOC-Generalsekretär schweigt zu den neuen Vorwürfen. „Ich soll eine Fußbodenheizung für meinen Pferdestall auf Kosten des ÖOC bestellt haben? Die Abschleppung meines Pferdeanhängers in Rechnung gestellt haben? Ich sage jetzt besser gar nichts dazu." Nachsatz: „Man kann sich immer etwas zusammendichten. Und dann schreibt man den freundlichen Satz dazu: Es gilt die Unschuldsvermutung."

Das ÖOC macht's wieder gut

Endbericht-Einzelheiten erfuhr „Die Presse" bereits vor der gestrigen „Format"-Aussendung. Auch Politiker und Wirtschaftsleute sind in den ÖOC-Skandal verstrickt. Kosten von Olympiabesuchen wurden nicht bezahlt, Frauen oder Freundinnen wurden in Athen, Turin und Peking elegant ausgeführt. Die Rückerstattung der entstandenen Kosten (Flug, Hotel, Eintrittskarten) hat in einigen Fällen nie stattgefunden. Das Schwarzgeldkonto hat's dann einfach wiedergutgemacht. Wie praktisch.

("Die Presse", Printausgabe vom 16. April 2010)

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