Machtstrukturen in der Kirche fördern Missbrauch, die förmliche Anbetung von Geistlichen führe zu Arroganz, kritisieren reformorientierte katholische Organisationen.
Reformorientierte katholische Organisationen fordern eine "systemische Neustrukturierung der Kirche". Dabei soll es vor allem dem Klerus an den Kragen gehen, wie Vertreter der Pfarrerinitiative, von Wir sind Kirche, Priester ohne Amt und Laieninitiative am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz betonten. Derartige Machtstrukturen förderten nämlich Phänomene wie Missbrauch, wie Helmut Schüller, Kopf der Pfarrer-Initiative auch der "Presse" sagte.
Nicht zufällig traten die Organisation nach Ende des sogenannten Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan gemeinsam an die Öffentlichkeit. Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative hofft, angesichts der Ergebnisse, dass ein solcher in dieser Art nie wieder stattfinden werde. So hätten die Teilnehmer zumindest mit einem Pflichtenheft in die eigenen Diözesen geschickt werden müssen und: "Am Ausgang hätte ein Packen Rücktrittsformulare liegen müssen."
Problem im Monopol des Klerus
Nicht nur für Schüller liegt das tatsächliche Problem im System, nämlich in einem Monopol des Klerus, wie es Martha Heizer von Wir sind Kirche bezeichnete. So würden Geistliche oft "angebetet". Diese "ungerechtfertigte Erhöhung" führe zu Arroganz, Gesellschaftsgruppen wie Frauen oder Verheiratete seien von vornherein ausgeschlossen. Die jetzige Form der Priesterweihe gehöre massiv infrage gestellt. "Wir müssen uns gegen diesen klerikalen Stand wenden", so Heizer.
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Ähnlich sieht das Herbert Bartl von Priester ohne Amt, der die zahlreichen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche auch als Folge der eigenen strikten Sexualmoral sieht. "Missbrauch entsteht aus Schuldgefühlen erzeugenden Verboten und Tabuisierungen", meint er und wünscht sich ebenfalls die Abschaffung des Klerus. Wolle jemand ohne Partner leben, solle er dies auch tun. Verheiratete Priester seien aber nicht "die schlechteren Christen".
Zulassungsbedingungen für Geistliche?
"Man darf sich nicht wundern, dass es eine Anreicherung von Persönlichkeiten gibt, die besonders anfällig sind für solche Machtmissbrauchsfälle", sieht auch Ewald Benes von der Laieninitiative die Wurzel vielen Übels im System der Amtskirche. Auch für ihn gehören die Zulassungsbedingungen zum Stand der Geistlichen überdacht. Benes stellte zudem den internationalen Preis "Trompete von Jericho" vor, der Kirchenreformer würdigen soll.
Was die Kritiker der Amtskirche fordern, ist ein grundsätzliches "Recht auf Kontrolle der Mächtigen", wie es Schüller ausdrückte. In dieser "absolutistischen Monarchie" gebe es keine Gewaltenteilung, bringen könnte diese etwa eine Grundverfassung der römisch-katholischen Kirche, in der nicht der Papst auf jeder Ebene die letzte Instanz ist. Schüller: "Wenn die Kirche in den nächsten vier, fünf Jahren nicht den Turnaround schafft, dann ist es over."
(APA)